1880 -
Dresden
: Salomon
- Autor: Winkler, Florens
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Bildungsanstalt, Schullehrerseminar, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Rande eines schnell hin und her bewegten Glases am stärksten
auf- und absteigt und in der Mitte seinen Stand am wenigsten
verändert, so wird die Fluth an den Küsten der Continente auch
stärker sich zeigen als an einer in der Mitte des Oceans gelegenen
Insel. Die großartigste Aufstauung zeigt sich in der Bay von
Fundy, in deren Hintergrund die Niveaudifferenz zuweilen 32,4$
m beträgt. Das 32,48 m über dem Nullpunkte des Pegels in
Swinemünde gelegene Berlin würde zuweilen Seestadt werden,
wenn die Ostsee eine solche Fluth hätte.
Die dritte Bewegung des Meeres sind die oceanischen
Strömungen. In verschiedenen Richtungen und von bestimmter
Breite durchkreuzen dieselben slußartig das Meer, während nahe
Wasserschichten unbewegt gleichsam das Ufer bilden. Sie sind
Wirkungen verschiedener Ursachen: der Ungleichheit der Fluthzeiten,
der Verschiedenheit des Luftdruckes, der durch Wärme und Salzgehalt
unter verschiedenen Breiten modificirten Dichtigkeit und specififchen
Schwere der Wassertheilchen, der stärkeren Verdunstung und daher
Verminderung des Wassers in heißen Klimaten. Diese Ursachen
wirken aber nur in einzelnen Fällen alle zusammen, oft auch
einander entgegengesetzt, und die daraus entstehende Richtung des
Stromes wird noch mannigfach modificirt durch die Configuration
des Meerbodens. Fast alle umfangreichen oceanischen Strömungen
sind nach Art der Flüsse anfangs schmal und gewissermaßen
zusammengedrängt, sei es durch Festland, sei es durch ruheude
oder gegenströmende Wassermassen, in ihrem weitern Verlaufe aber
gehen sie breit auseinander. Die nur durch Wind erregten Strö-
mungen, die der Natur der Luftströmung entsprechend sehr breit,
aber nicht tief und schnell und sowohl in ihren Grenzen nicht so
scharf bestimmt, als in ihrer Richtung periodischen Veränderungen
unterworfen sind, heißen Driften (to drive treiben). Im in-
dischen Oceane, wo die Monsune wehen, folgen die Strömungen
wechselsweise der Richtung dieser periodischen Winde. Hier und
da giebt es auch submarine Strömungen, welche durch die bei
der Erwärmung der Oberfläche zu Boden sinkenden kalten Wasser-
theile entstehen mögen und eine der horizontalen Bewegung der
Oberfläche gerade entgegengesetzte Richtung haben.
Bezüglich der Richtung unterscheidet man solche Strömungen,
welche in der Richtung der Parallelkreise erfolgen, oder Polar-
und Aequatorial -Strömungen. .Die Aequatorialströmung
findet sich zwischen den Wendekreisen und wird als Folge der
fortschreitenden Flnthzeit und der Passatwinde betrachtet. Sie
heißt auch westliche Strömung und bewegt sich täglich mit einer