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1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 113

1880 - Dresden : Salomon
113 Agglutinirende oder anleimende Sprachen sind solche, in denen die Beziehungen der Begriffe ausgedrückt werden durch ein Zusammenwachsen der Wurzeln mit den Beziehungssilben. Im Türkischen heißt z. B. sev lieben, sev-er liebend, Lieber, Liebender; der Türke conjugirt: liebend-ich, liebend^du, liebend-er, liebend-wir, liebend-ihr, liebend - sie — sev-er-ler = sie lieben. Leimt er noch dir an, so wird das Wort causativ; sev-dir-meck heißt lieben machen und sev-isch-dir-il-me-meck = zu gegenseitiger Liebe nicht veranlaßt werden. In dieser Verbindung hat man die sechs an einander geleimten Silben noch handgreiflicher vor sich. In den amerikanischen Sprachen schließt das Wort in sich allein alle Elemente eines zusammengesetzten Gedankens, ohne daß diese Elemente besondere Worte bilden können. Nicalchihua heißt z. B. ich baue mein Haus, ni-ich eal-Haus, chihua = mache. Diese Art von Agglutination hat man Polysynthetismus ge- nannt, weil in vielfach zusammengesetzten Wörtern ein Satz oder in einem Worte ein ganzer Satz gegeben wird. Flectirende Sprachen sind alle diejenigen, in welchen die Worte zum Zwecke des Gedankenausdrucks durch mancherlei innere Veränderungen eine wechselnde Bedeutung erhalten. Da sich in den Sprachen einer höhern Klasse Formen finden, welche an die- jenigen der vorhergehenden erinnern und gleichsam in den Sprachen der ersten Klasse eine Neigung zur Agglutination und in denen der zweiten Klasse eine Neigung zur Flexion vorhanden ist, so sind die drei Sprachklassen als drei Entwicklungsstufen aufzu- fassen, welche jede Sprache entweder schon durchgemacht oder vielleicht noch durchzumachen hat und die man als radikale (raäix Wurzel), terminationale, Endungen anfügende, und flexionale bezeichnet. Die genealogische Klassifikation der Sprachen hat man noch nicht vollständig durchgeführt, nur die Sprachen der dritten Klasse sind bereits genealogisch, mit Rücksicht auf ihre Verwandt- schast, geordnet. Es giebt zwei große Familien derselben, die semitische und indogermanische, die wesentlich von einander verschieden sind. Im Semitischen hat die Wurzel keinen eigenthüm- lichen Wurzelvocal, sondern sie besteht aus drei Consonanten: im Hebräischen z. B. ist qtl die Wurzel, welche den Begriff tödten enthält, qätal er hat getödtet, qotel tödtend, qetel Mord. In den indogermanischen Sprachen dagegen giebt es in jeder Wurzel einen bestimmten Wurzelvocal. Die Wurzel ist stets einsilbig: 6a geben, stha stehen. Der semitische Sprachstamm theilt sich in drei Zweige: das Aramäische, Hebräische und Arabische. 8
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