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1. Allgemeine Erdkunde, Ausführliche Behandlung eines Abschnittes aus der Länderkunde, Zehn Lesestücke aus der geographischen Literatur - S. 104

1909 - Breslau : Hirt
104 Zehn Lesestücke aus der geographischen Literatur. gestaltung und des Pflanzenkleides, wie sie in Wien zum Studium der Verschieden- heilen einzelner Landschaften auffordert; da fehlt das Meer mit seinen Kraftäuße- rangen und seinem Länder und Völker verbindenden Verkehr, welcher den Blick auf die weite Welt lenkt. Berlin dankt seine Bedeutung für die Entwicklung der modernen Geographie den Männern, die im Laufe des 19. Jahrhunderts hier gelebt und gewirkt haben. Zu Beginn jenes Jahrhunderts ist es Karl Ritter gewesen, welcher mit kühnem Wurf eine allgemeine vergleichende Erdkunde schuf und die chorographische Auffassung der Erdoberfläche anbahnte, indem er von einer dinglichen Erfüllung der Erdräume sprach, welcher mit zündenden Worten die Hörer begeisterte und der Geo- graphie die Bedeutung eines Universitätsfaches erwarb. Berlin hat auch Alexander von Humboldt an sich gezogen, den großen Reisenden, welcher die intensive geo- graphische Forschung neben der geographischen Pionierarbeit vollauf zur Geltung gebracht hat, den Gelehrten von solch umfassendem Wissen, daß er unternehmen konnte, den Kosmos zu beschreiben. In Berlin hat endlich um die Wende des 19. und 20. Jahr- Hunderts bis vor wenigen Monaten Ferdinand von Richthofen gewirkt, welcher wie kein zweiter die moderne Geographie beeinflußt und ihr den Stempel seines weit- blickenden systematischen Geistes aufgedrückt hat. Gleich groß als Forfchuugsreisender int Sinne intensiver geographischer Forschung wie als Lehrer, ist ihm zu unser aller leb- haften: Schmerze nicht vergönnt gewesen, gleich den beiden anderen Großmeistern, die Achtzig in den Lebensjahren zu überschreiten. Er würde au: heutigen Tage — 5. Mai 1906 — sein 73. Lebensjahr vollenden. Mit schöpferischem Geist die moderne Geographie gestaltend, haben die drei Heroen den größten Einfluß auf unser deutsches Volk ausgeübt. 6. Die deutschen Meere und Küsten. Von Friedrich Ratzel („Deutschland", Leipzig 1898). Die deutschen Meere sind zurückgelegen und halb abgeschlossen. Im Verhältnis zum Weltmeer sind sie klein an Raum; die Nordsee, 547 000 Quadratkilometer, ist ungefähr so groß wie Deutschland, die Ostsee mißt 415 000 Quadratkilometer. Beide Zusammen nehmen nur den neunzigsten Teil des Flächenraums des Atlantischen Ozeans ein. Die Nordsee, die nur im Ärmelkanal und in dem breiten Nordtor zwischen Schottland und Norwegen dem Weltmeer offen steht, ist doch in manchen Beziehungen noch ein echtes Stück Atlantischer Ozean: salzreich, von starken Gezeiten bewegt und von Sturmfluten aufgewühlt. Nur die Tiefe des Ozeans erstreckt sich nicht in diesen Winkel, wo wir vor den deutschen Küsten überall mir seichtes Wasser finden. Die mittlere Tiefe der Nordsee beträgt 89 Meter. Zwischen dem deutschen Festland und den Nord- see-Jnseln sinkt die Tiefe nirgends unter 20 Meter, auch Helgoland erhebt sich aus keiner andern Tiefe. Daher der breite Gürtel von Seichtmeerbildungen vor unseren Küsten, die eine Gefahr im Frieden, ein Schutz im Kriege sind. Die Bahnen der großen Meeresströmungen berühren die Nordsee nicht; nur dauernde Westwinde tragen ihr von den Shetland-Inseln her das wärmere und salzreiche Wasser des Golfstromes zu. Die starken Gezeiten der Nordsee, die 2,8 Meter bei Kuxhaveu erreichen, sind von ent- scheidender Wichtigkeit für den Verkehr in unfern tief im Lande liegenden Nordsee- Häsen. Die Flut, au der Börsenbrücke in Bremen noch 0.5 Meter hoch, ein Sechstel
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