1876 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
254 Europa.
wichtiger noch als Regulatoren für das Klima, als durch Holzgewinnung, nehmen
fast } der produktiven Bodenfläche ein. — Dazn besitzt Oesterreich die bedeutendsten
Produkte des Mineralreiches: alle edlen Metalle außer Platina, besonders brenn-
bare Mineralien (die Ausbeute an Kohlen, vor 40 Jahren mir 4^ Mill. Zoll-Ctr.,
übersteigt jetzt U-l Mill. Zoll-Ctr. — 102 Mill. Wiener Ctr.; davon sind die
Steinkohlen in den Sudetenländern und in Ungarn, wo das Bänüt bei Oravica
die besten liefert, am mächtigsten, während die Braunkohlen sich in allen Krön-
ländern vorfinden), Eisen (von vorzüglicher Güte in Steiermark), Blei (das reinste
liefert Kärnthen, l des gesammten österreichischen Bleiertrages, der sich 1871 ans
10!5,000 Zoll-Ctr. — 142,000 Wiener Ctr. belief), Quecksilber (3900 Zoll-Ctr.
= 3500 Wiener Ctr. zu Jdria in Krain, weniger in Ungarn und Siebenbürgen),
Salze (Wieliczka, Salzkammergnt), zahlreiche und vorzügliche Mineralquellen,
doch sind die Lagerstätten nicht gehörig ausgebeutet. — Hauptsitze der österreichischen
Industrie sind Böhmen, Mähren, Oesterreich unter der Enns; in Ungarn und
Galizieu ist sie untergeordnet; Böhmen hat Zahlreiche Eisenwerke, Maschiueuwerk-
stätteu, Leinwand-, Porzellan-, Glas- und Kattunfabriken. — Die Haupthindernisse
des Handels, dessen Betrieb der Ertragssähigkeit des Bodens und der Industrie
nicht entspricht, sind natürlicher Art: bedeutende Schwierigkeiten setzt die Donau
der Schifffahrt entgegen, die hinter der rheinischen weit zurücksteht; dazu gesellt
sich der Umstand, daß die Mündungen der Donau und Elbe außerhalb Oesterreichs
liegen. — Die Eisenbahnen gehen in vier Hauptarmen von Wien aus: nach
Norden (Nordbahn), Süden (Südbahn), Westen (Westbahn), Osten (Ungarn);
außerdem sind Prag und Pest Hauptknotenpunkte des Netzes, das (Anfang 1875)
eine Länge von 16,238 Km (2188 geogr. M.) erreicht hatte.
In Bezug auf die geistige Kultur herrscht ein bedeutender Abstaud zwischen
den deutschen Landestheilen und deu östlichen Ländern der Monarchie, wo die Ver-
schiedenheit der Sprache ein Hanpthennnniß für die Volksbildung ist. — Oester^
reich besitzt 10 Universitäten, 4 deutsche: Prag, Wien, Graz, Innsbruck, und 0
in den nicht deutschen Ländern: Krakau, Lemberg, Czernowitz, Pest, Klausenburg,
Agram; technische Hochschulen giebt es 8: zu Wien, Graz, Prag (2), Brünn,
Lemberg, Krakau und Pest.
Die Landmacht^) besteht im Frieden aus 284,000 Mauu, im Kriege aus
786,000 Maun, dazu kommt die Landwehr mit 352,000 Manu; also stehendes
Heer und Landwehr zusammen: 1,138,000 Mann. Die Kriegsflotte zählt
47 Dampfer (worunter 11 Panzerschiffe) und 22 andere Fahrzeuge, von zusammen
473 Kanonen mit 5800 Personal Friedensbemannung, die sich im Kriege auf
11,500 Manu steigert. Der Stand der Handelsmarine beträgt 7203 Schiffe.
A. Oesterreichische Reichshälfte: die im Reichsrathe vertretenen Länder.
[300,191 okm = 5452 geogr. d3k. = 5216z östcrr. Hzm.,
2iz Mill. E., auf 1 mm. 3943.]
1. Das Erzherzogthum Oesterreich.
Es nmsaßt das Donauthal von dem unteren Laufe des Inn und dein
Onellgebiet der Traun bis zur Leitha und March. Das rechte Stromufer
meist vou den nieder-ö st er reichischen Alpen erfüllt, die mit dem Wiener-
walde und dem Leitha gebirge bis an die Donau reichen; zwischen
beiden die Nenstädter Ebene. Die höchsten Erhebungen sind der Oetscher
*) Allgemeine Wehrpflicht; 3jährige Dienstzeit in der Linie, 7 Jahr in der Reserve u. 2 in der Landwehr.