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1887 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Baumgarten, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Niam-Niam und Monbuttu. 61
eines Dorfes dieses Stammes seinen raschen Tod fand. Verschmäht
wird nur jenes Fleisch, welches von einem mit ekelhafter Hautkrank-
heit behafteten Körper herrührt.
Städte und Dörfer in unserm Sinne giebt es dort nicht, überall
sind Hütten in kleinen Gruppen zerstreut, auch der Wohnsitz des
Fürsten besteht nur aus einer Anzahl von Hütten aus Stroh, die
er und seine Weiber bewohnen. Die Macht eines solchen Fürsten
beschränkt sich auf den Oberbefehl über alle waffenfähigen Männer,
auf Vollstreckung von Todesurteilen, auf freie Verfügung über Krieg
und Frieden, dann auf das Anrecht eines größern Teils der Beute;
dagegen erhält er von den im Stamme felbst gewonnenen Früchten
nur das, was seine Weiber und Sklaven ihm erarbeiten. Seine
Hofhaltung erkennt man von weitem an den vielen Schilden, welche
in Gruppierungen aufgehangen sind und den Bewaffneten feiner
Wache gehören. Sonst mangelt aller fürstliche Pomp, und jeder
fremdartige Schmuck wird verschmäht. Seine Autorität ist sonst eine
vollkommene. Nach dem Tode ist der erstgeborene Sohn der Erbe
seiner Rechte, die Brüder werden mit einzelnen Distrikten belehnt.
Die größte Masse des Landes der Niam-Niam fällt zwischen
den 4. und 6. Gr. nördl. Br. Soweit das Land bekannt ist, hat es
zwischen dem 5. und 6. Grad nördl. Br. einen Flächengehalt von
ungefähr 3000 deutschen Quadratmeilen. Zunächst durchzogen die
Reisenden das Gebiet des Häuptlings Nganjo. Nach mehreren Tage-
reisen erreichten sie die Ufer des Ssui-Flusses — diesen Namen trägt
der Fluß bei den Niam-Niam. Der Punkt des Überganges der
Karawane über denselben war 15 Meilen von der Quelle entfernt;
der Fluß ist da bereits ein bedeutendes Gewässer, und die hohen
Ufer mit schmalem Flußbett umschließen eine reichliche Wassermenge,
welche den Reisenden auf ihrem Rückzüge im Juli beträchtliche
Schwierigkeiten verursachte. Die dortige Ufergegend bezeichnet
Schweinfurth als eine weit und breit menschenleere Wildnis. Mit
dem 5. Breitegrade ändert sich die Bodenbeschaffenheit, die Gegenden
werden sehr wasserreich, die Vegetation äußerst mannigfaltig; man
könnte während der regenlofen Zeit mit großen Ochsenwagen vom
Gazellen-Flusse bis zum oberen Djur gelangen. Vom 5. Breitegrad
an treten aber unübersteigliche Hindernisse entgegen, namentlich in
Schmalheit der Pfade, den wildverschlungenen Gewächsen, Baum-
stämmen u. f. w. zwischen Wasser und Sümpfen. Überall erhalten
hier die Flüsse ununterbrochene Quellen, das ganze Land gleicht einem