1887 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Baumgarten, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Stadt Harrar. 103
Ebenso an anderer Stelle: „Die Gebirgslandschaft, die an land-
schaftlichen Reizen mit Schweizer und Tiroler Landschaften wetteifern
kann, wie das flache Land, ist dicht bewohnt, und das Vorhandensein
so vieler Faktoren materieller Existenz zusammen mit dem reichen
Tier- und Pflanzenleben verleiht den Gallagebieten den Charakter
opulenter gesegneter Länderstrecken, welche berufen sind, eine Rolle
im wirtschaftlichen Kulturleben der Menschheit zu spielen."
Auch das Klima in der Stadt Harrar selbst wird von Paulitschke
als äußerst angenehm geschildert. Während vier Wochen, im Februar
und März, zeigte in der Regel der Thermometer morgens 6 Uhr
17,5—19,20° C., mittags 20,6—22,2° C., abends 6 Uhr 17,2 bis
19,7° C. Auch in den heißen Monaten Mai und Juni übersteigt
die Hitze selten 22° C. In der Regenzeit, vom April bis September,
bleibt diese Temperatur dieselbe. •
Nordwestwinde und Südostwinde durchwehen daneben während
des größten Teils des Jahres das Ererthal, sie bestreichen die Stadt
und bringen so angenehme Erfrischung.
Ähnlich wie der Mensch, so entwickelt sich in Harrar, seiner
Umgebung, wie überhaupt im ganzen nordöstlichen Gallalande auch
das Pflanzenleben in vortrefflicher Weise, zumal die Thalniederungen,
besonders jene zwischen dem Häcstm und Gara Mnmer, ferner das
Thal des Erer und die Abhänge des Gebirges mit Schichten außer-
ordentlich fruchtbaren Bodens bedeckt sind.
In der Nähe der Stadt, namentlich am Eingang in das Erer-
thal, breiten sich daher die Felder und Gärten der Einwohner aus.
Es giebt über elftausend Gärten in der Nähe der Stadt. Der
Gartenbau liefert Kaffee (die Kaffeegärten bedecken terrassenförmig
Hügel und Berge), Bananen, Kai, Wars (Farbstoff) und Gemüse
aller Art, serner Zuckerrohr und Obst (Citronen, Pfirsiche, Granat-
äpfel).
Alle diese Kulturen in der nächsten Umgebung der Stadt,
namentlich der Kaffeebau, haben noch eine große Zukunft vor sich,
doch mag bemerkt werden, daß nach Paulitschke jetzt schon in Harrar
jährlich 50 000 Farasseleh Kaffee (ä 17 72 Kilogr.) gebaut werden.
Der Preis eines Farasseleh Kaffee steht in Harrar auf 37s M.-T.-
Thaler. Aber auch die sonstigen, Harrar in weiterer Entfernung
umgebenden Fürstentümer der nordöstlichen Gallaländer weisen eine
ähnliche Erzeugungsfähigkeit und Kultivation auf.
Herrliche Wälder von Tamarinden, Sykomoren, Juniperus und