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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 160

1887 - Berlin : Dümmler
160 Scenen aus dem Volksleben in Ägypten. den Besitzer des Hauses bei seinem Eintritt an seine Sterblichkeit zu erinnern. Gehört das Haus einem Haggi oder Mekkapilger, so be- finden sich über der Thür roh ausgeführte farbige Malereien, ein Schiff, ein Kamel, ein Baum, an dem ein Löwe angebunden ist und fechtende Personen darstellend. Diese neuägyptischen Hieroglyphen sollen Anspielungen auf die Reise nach Mekka zu Wasser und Lande und auf den Mut des Pilgers sein, der weder vor den wilden Tieren, noch vor Räubern zurückgeschreckt ist. Über der Thür jenes neuen Hauses dort hängt eine Alosstaude oder, wie die Ägypter diese Pflanze benennen, die Geduld. Sie soll den Bewohnern ein langes, glückliches Leben bringen und sie vor allem Übel und Un- glück behüten, während der hohle Panzer eines getöteten Krokodils vor dem bösen Blicke schützen soll. Da, wo die Thüren niedrig sind und offen stehen, dürfen wir ein arabisches Bad voraussetzen, aber wehe dem Manne, welcher eintreten wollte, wäre die Thür durch ein weißes Tuch, nicht größer als eine Serviette, verhängt. Das ist ein Zeichen, daß ein Harem im Bade ist; jedes Eindringen wäre dann lebensgefährlich. Um das bunte Treiben in den belebtesten Straßen, wo die Menge hin- und herwogt, näher zu prüfen, ist es notwendig und zugleich nach Kairenser Anschauung wohlanständig, eine ägyptische Droschke zu mieten, d. h. einen Esel samt dem zugehörigen Führer, welcher bald in langsamem, bald in schnellem Schritte seinem Tiere nachläuft. Die Eselbuben Kairos, dem Lebensalter vom 4. bis 20. Jahre angehörig, bilden ohne Zweifel den intelligentesten Teil der niederen Bevölkerung der Stadt. Der stete Umgang mit den Frem- den, welche sie auf allen Ausflügen in und außerhalb Kairos zu be- gleiten pflegen, giebt ihnen Gelegenheit, sich einzelne Brocken aller europäischen Sprachen anzueignen, deren sie sich geschickt genug be- dienen, um den Neuangekommenen Fremdling die ersten Sprach- stunden im Kairenser Arabisch zu geben, ihm die Merkwürdigkeiten der Stadt zu erklären, oder im schlimmsten Falle sich über ihn lustig zu machen. Sie haben eine auffallende Geläufigkeit darin, aus einer großen Maffe anlangender Reisenden sofort die Nationalität der ein- zelnen herauszuerkennen, indem sie denselben, einem jeden in seiner Muttersprache, die Esel zu Gebote stellen. Die letzteren nehmen unter den übrigen viersüßigen Bewohnern Ägyptens einen Rang ein, der dem der Eseljungen unter der niederen arabischen Bevölkerung gewissermaßen entspricht. Sie sind größer als die unsrigen, weniger
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