1887 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Baumgarten, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Eine arabische Schenke. — Die heulenden Derwische.
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sich die nickenden Gipfel der Dattelpalmen an dem dunkeln Nacht-
Himmel ab, während furchtsam flatternde Nachtvögel mitunter die
Stille der heiligen Nacht unterbrechen.
Wir haben endlich unser Ziel erreicht, klopfen mit dem eisernen
Schlägel an die wohlverschlossene Hausthür, welche schlaftrunken der
arabische Pförtner öffnet, um uns einzulassen. Müde legen wir das
Haupt auf die Kiffen, um von Kairo und Taufend und eine Nacht
zu träumen.
2. Eine arabische Schenke. — Die heulenden Derwische.*)
Abends unternahm der Herzog, von einem der Dolmetscher und
anderen Herren der Gesellschaft begleitet, einen Ausflug durch die
Straßen der Stadt, welche das nächtliche Leben des Ramadhan
doppelt phantastisch erscheinen ließ. Mau besuchte verschiedene Kaffee-
Häuser, die mit Laternen und lodernden Herdfeuern die Vorüber-
gehenden zur Einkehr einluden und ein interessantes Bild arabischer
Schenken boten. Es sind meist sehr enge, stark verräucherte und nur
mit einer Lehmbank und einigen niedrigen, aus Palmenstäben zu-
sammengesügten Sesseln, ein paar großen Wasserkrügen, Kochgeschirr
und Tassen ausgestattete Gemächer, deren einziger Schmuck in einem
hübsch verzierten Thürbogen oder einem Gitter am Eingang, sowie
in einer Anzahl von Nargilehs, d. i. Wasserpfeifen mit Glasurnen
und biegsamen roten Röhren besteht, aus denen persischer Tabak ge-
raucht wird, und die der beturbaute Wirt seinen Gästen gegen eine
kleine Entschädigung für die Füllung vermietet. Die Taffen, durch-
gehends sehr klein, stehen statt auf Untertassen in Metallgefäßen von
der Form und Größe unserer Eierbecher. Die Gesellschaft in diesen
Räumen raucht, träumt und meditiert. Einige fpielen Domino, an-
dere ein Spiel mit kleinen Metallbechern, die mit der Wölbung nach
oben auf einem runden Brette stehen. Der Bankhalter versteckt
unter einen dieser Becher einen Ring, schiebt die Becher durch-
einander und läßt nun raten, wo sich der Ring befindet. Bisweilen
erscheint im Kreise der Turbane und Kastane ein Märchenerzähler
oder ein wandernder Straßensänger, welcher in der Weise der alt-
griechischen Rhapsoden, bald singend, bald deklamierend, Stücke aus
der Geschichte Autars, des „Vaters der Ritter", oder aus dem
*) Reise des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha nach Ägypten und
den Ländern des Habab. Leipzig, 1864.