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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 224

1887 - Berlin : Dümmler
224 Der arabische Adel in der Wüste. acht- bis zehntausend Schafe und die fünf- bis sechshundert Kamele, die weit umher weiden unter der Obhut von Hirten. Sein Ner- mögen kann dann auf 30- bis 50 000 Thaler geschätzt werden. In dem Alter, in dem er steht, im neunzehnten oder zwanzig- sten Jahre, hat er sich noch nicht mit der Verwaltung dieses Ner- mögens zu beschäftigen. Er sucht jetzt noch nur Vergnügen. Wenn er sich in Friedenszeiten zu Pferd mit seinen Freunden und einigen Dienern, welche die Hunde an Leinen nachführen oder wohl auch vor sich tragen auf Kamelen, aus die fernen Weideplätze begiebt, um feine Herden zu besichtigen, giebt es oft Gelegenheit zu einer Jagd auf Strauße und Gazellen. Haben seine aus Entdeckung ausge- sandten Diener Strauße gefunden, so fliegen die Reiter auseinander, weit, und umschlingen sie in einem anfangs ungeheuer großen Kreise, der sich aber allmählich verengt, bis man die Strauße sieht und dann unter lautem Jagdrufe auf sie jagt. Jeder wählt sich sein Opser, solgt ihm in tausend Windungen, erreicht es und tötet es endlich mit einem Schlage auf den Kopf, denn eine Kugel würde die Federn mit Blut beflecken. Die eigentliche aristokratische und Herrenjagd aber ist die Jagd mit dem Falken. Der Falke, der im Zelte aus einer Stange abge- richtet wird, an welcher er mit einem zierlichen Marokinriemen be- festigt ist, wird von dem Herrn selbst sorgsam gefüttert und abge- richtet. Seine Klappe ist mit Seide, Gold und kleinen Straußen- federn geschmückt, seine Fesseln gestickt und mit silbernen Glöckchen versehen. Sobald die Abrichtnng vollendet ist, ladet der Herr seine Freunde zur ersten Jagd ein. Alle erscheinen gut beritten. Der Häuptling reitet voraus mit einem Falken auf der Achsel, mit einem andern auf der Hand. „Nach einem Zuge in den Krieg", fagte mir Abd-el-Kader, „ist nichts fo schön, als der Aufbruch zur Falken- jagd". Solche anstrengende Vergnügungen gewöhnen und kräftigen den Adel für den Krieg und die Razzia. Ist eine Karawane geplündert worden, hat man die Frauen des Stammes beleidigt, macht man ihm das Waffer und die Weideplätze streitig, so kommen die Häupt- linge zusammen, und der Krieg wird beschlossen. Man schreibt an alle Häuptlinge der verbündeten Stämme und alle erscheinen an dem bestimmten Tage mit ihren Leuten. Man schwört feierlich, ein- ander gegenseitig Beistand zu leisten. Am nächsten Tage fetzen sich alle in Bewegung, selbst die Frauen mit, diese auf Kamelen oder
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