1887 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Baumgarten, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Kulturfeindlichkeit des Mohammedanismus. 237
Gründen nicht zur Entwickelung des Vaterlandsgefühls kommen
konnte, war ein Grund der Schwäche. Ja, wenn die europäischen
Staaten in richtiger Erkenntnis dieser Thatsache schon früher die
mohammedanischen Länder hätten befreien wollen, nichts würde sie
daran verhindert haben. So mächtig auch die Wirkung sein mag,
die in der Verteidigung seines Glaubens liegt, bei denkenden Völkern
ist die Verteidigung des Vaterlandes ein viel mächtigerer Hebel.
Seinen Glauben kann man am letzten Ende mit sich hinwegtragen,
aber niemand trägt sein Vaterland mit hinweg. Vor wenig hundert
Jahren verließen allerdings noch Franzosen des Glaubens wegen
ihr schönes Frankreich; aber man wird zugestehen, daß um diese
Zeit das Nationalbewußtsein auch in den christlichen Ländern noch
nicht geweckt war.
Dazu kommt noch, daß in Ländern die Völker keine aus ihnen
hervorgegangene Regierung, keine nationalen Fürsten haben, sondern
von einer fremden Dynastie beherrscht werden. In der europäischen
Türkei herrscht bei überwiegend christlicher Bevölkerung ein Osmanli.
In Ägypten herrscht die Dynastie der Mehemed Aliden, aus Mace-
donien stammend, welche nichts mit den Kopten und den Fellahs, den
Ureinwohnern von Ägypten zu thun hat. In Marokko regiert die Dynastie
der Schürfa (Schurafa, Plur. von Scherif), also Abkömmlinge von
Mohammed, welche aber mindestens zwei Drittel der Bewohner, den
Berbern, welche man als die Ureinwohner des Landes betrachten
darf, durchaus fremd ist. Bis auf den jetzigen Herrscher des Landes
waren stets die Sultane von Marokko die größten Christenhasser,
die vollendetsten Tyrannen, viele von ihnen die unmenschlichsten
Wüteriche und alle jeder Civilisation abgeneigt. Dabei waren die
Sultane von Marokko von einem religiösen Fanatismus beseelt,
der an Wahnsinn grenzte und zugleich von einer Verachtung für
Andersgläubige begleitet war, welche nur noch durch ihre Unwissen-
heit übertroffen wurde.
Gerhard Rohlfs.
Ii.
Islam und Afrikaforschung.
Von Dr. Oskar Lenz.
Jeder christliche Reifende in der Nordhälfte des Kontinents hat
neben dem Kampf mit Klima und räuberischer Bevölkerung auch