1887 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Baumgarten, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Deutsch-Äquatorial-Afrika.
Ii
Die Ersteigung des Götterberges (Dezember 1884).
Hugo Zöller hat in seiner eigentümlich fesselnden, durch scharfe
Objektivität sich auszeichnenden Darstellungsweise eine Beschreibung
seines Ersteigens des Kamerun gegeben,*) aus welcher wir das Juter-
essanteste im Auszuge folgen lassen:
Nachdem Zöller mit seinen beiden europäischen Begleitern und
den Krunegern den gewaltigen, den drei Hauptkuppen („Schwestern")
des Kamerun vorliegenden, mit zahllosen Lavaströmen bedeckten
Bergwall bis über 2900 m Höhe erstiegen hatte, begann die Tem-
peratur von 18v2° C. im Schatten rasch zu sinken, sodaß die dar-
unter arg leidenden Schwarzen sich mühsam fortschleppen konnten.
„Als ein dichter Nebel", erzählte er, „über uns hinwegzog,
wurde die Kälte so groß, daß unsere Kruleute zu heulen begannen
und dicke Thränen aus ihren Augen hervorquollen. Wir wickelten
sie, so gut es eben ging, in Decken ein. Wir befanden uns auf dem
Kamm einer ersten Kette, aber dahinter türmten sich viele Berge
und Krater und auch eine noch höhere Bergkette auf. Hinter jener
zweiten Bergkette glaubte unser Führer durch den Nebel hindurch in
nordöstlicher Richtung abermals den Gipfel des großen Kamerun-
berges zu entdecken. Geradeaus vor uns, aber ein wenig nach links,
lag dicht in der Nähe der mit Lavablöcken, wie der Pudding mit
Mandeln, gespickte Calvo-Krater. Auch hier wäre noch, wenn wir
das vorher gewußt hätten, von verdorrten Ginsterbüschen herrühren-
des Brennholz in einer für unsere Bedürfnisse ausreichenden Menge
zu finden gewesen. Zukünftigen Besuchern des Kamerungebirges
werden vielleicht meine Mitteilungen das Knacken der sehr harten
Nuß ein wenig erleichtern.
Um 10 Uhr stellte sich die Temperatur im Winde auf 10° C.
Wir kamen an zwei kleinen Kratern vorüber, von denen der eine
von einem Gewirr tieffchwarzer und noch gar nicht verwitterter
Lavablöcke umgeben war. Der Boden, über den wir hinwegfchritten,
bestand weiterhin aus grauem, vulkanischem Sand, aus dem bloß
stellenweise die schwarze Lava hervorragte. Und immer noch und
unaufhörlich ging es bergauf, bald über zackige Felsrücken, bald
durch Thäler und ausgedehnte Bergkessel. Um 11 Uhr wurde vor
*) Forschungsreisen in der deutschen Kolonie Kamerun. Berlin und Stutt-
gart. Spemann, 1885.