1887 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Baumgarten, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Der Kongostaat.
Wie groß die Ausdehnung Kongos und der verschiedenen be-
nachbarten Länder im 15., 16., 17. und 18. Jahrhundert und welcher
Art die politische Macht auch gewesen sein mag, welche die von den
alten Chronikschreibern in prahlerischer Weise Könige, Poten-
taten, Prinzen, Herzöge und Grasen genannten Häuptlinge
besaßen: gegenwärtig und bis so weit zurück, wie die ältesten Leute,
denen ich begegnet bin, denken konnten, deutet kein Zeichen darauf
hin, daß die Verhältnisse früher wesentlich verschieden von den
heutigen gewesen seien.
Das Kongoland ist ein Binnenland und im Süden von dem
oberen Laufe des Ambrisetteflusses begrenzt. Im Westen läuft die
Grenze nördlich bis zu einem etwa 45 km von Nokki entfernten
Punkte; von da geht dieselbe etwa 96 km weit in östlicher Richtung,
dann in gewundener Linie südöstlich, südlich und südwestlich, und
am westlichen Abhänge der Maites Quemados oder „Verbrannte
Felsen" hin nach dem Ambrisette. Das Gesamtareal des Königreichs
beträgt etwa 4000 engl. Quadratmeilen oder 10 340 dkm. Die
Stadt des Häuptlings wird von den Eingeborenen Ambassi, von
den Portugiesen aber noch immer San Salvador genannt. Herr
Comber, welcher den Ort im Jahre 1878 besuchte, schildert den
König Totela als eine unbedeutende Persönlichkeit, obgleich derselbe
den Titel „Se. Maj. Dom Pedro, König von Kongo" angenommen
hatte. Die Nationalflagge war dunkelblau mit goldenem Stern in
der Mitte.
Alles übrige Land am linken Ufer des Stromes und an der
Küste wird von kleineren Königen in Anspruch genommen und steht
unter der Herrschaft von ebenso vielen Häuptlingen oder noch ge-
wöhnlicher von Gruppen von Ältesten, zu denen, je nach der Größe
des Distriktes, 3 bis 10 Personen gehören. Der landesübliche Titel
eines Häuptlings oder Ältesten, der 2 oder 3 Sklaven besitzt, ist
„Nfumu", was zweifelsohne gleichbedeutend mit „König" gewesen
ist. Nachdem aber die Sklavenbesitzer so zahlreich geworden sind,
ist der Titel allmählich von demjenigen, welcher in alten Zeiten
glücklicher Sieger über Tausende und dadurch der Herr seiner
staates. Aus dem Engl, von H. von Wobeser. Mit über 100 Abbildgn. und
Karten. Leipzig, Brockhaus, 1885. — Es ist wohl überflüssig, auf die Be-
deutung dieses, alle Kolonialfragen des neuen Kongostaates umfassenden Werkes
hinzuweisen, wenn auch seine Schilderung des unteren Kongos den oben mitge-
teilten Korrekturen der deutschen Forscher unterworfen werden muß.