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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 435

1887 - Berlin : Dümmler
Die Eingeborenen von Deutsch-Südwestafrika. 435 zehntausende Stück von Rindern und unzählbare Schafe und Ziegen geht, so kennen sie doch nur weniges, was sonst nach ihrer Über- zengung des Menschen Herz erfreuen könnte. Wie ein richtiger Deutscher für den Wald schwärmt, so schwärmen sie für ihre Ochsen, und für einen Fürsten giebt es kein größeres Vergnügen, als znzu- sehen, wie seine Rinder getränkt werden. Für eine Hererogesellschaft giebt es kein interessanteres Thema, als immer wieder die Erlebnisse ihrer Ochsen, die Stammbäume ihrer Kühe durchzusprechen. Ihres Herzens Sehnen ist erfüllt, wenn nur die Herde sich vermehrt. Daher wird auch kein Stück Muttervieh, überhaupt kein Kalb, kein Lamm geschlachtet, ja auch von den Ochsen und Hammeln wird, außer bei außerordentlichen festlichen Ereignissen, Begräbnissen u. dgl. nichts angegriffen; sonst ist man zufrieden, von der Milch der Herden zu leben, von dem, was die Jagd bietet, von dem, was aus der Herde von selbst stirbt. Denn selbstverständlich läßt man nichts umkommen, und dem gemeinen Manne in Damaraland ist es schon recht, wenn die Herden der reichen Leute durch irgend eine Seuche decimiert werden. Noch heute wird der reiche heidnische Herero, wenn in der dürren Zeit die Milch knapp wird, lieber mit Weib und Kind Hunger leiden und den Leibgurt (welcher deshalb auch von ihnen der „Hungerstützer" genannt wird) alle paar Tage um ein Loch enger schnüren, als daß er einen seiner lieben Hammel oder Ochsen bloß aus dem Grunde schlachtete, um sich einmal wieder satt zu essen. Neben diesen reichen Nomaden und deren stammverwandten Vasallen und Knechten treibt sich im Damaralande ein rätselhaftes, fchwarzes Volk umher, als wie eine Art Zigeuner, die Bergdamara, auf der tiefsten Stufe der Kultur stehend. Obwohl an Zahl ver- hältnismäßig nicht gering, haben sie unter sich gar keinen politischen Zusammenhalt, ein Volk von Sklaven und Vagabunden, das nur den einen Gedanken hat, sich den Bauch mit irgend etwas, das nach Eßbarem aussieht, vollzustopfen, mit Gummi arabicum oder zer- klopften Baumwurzeln, das den Ameisen den gesammelten Gras- samen aus ihren Löchern hervorholt, und für das es keine größere Freude zu geben scheint, als wenn die Heuschreckenscharen das Land überfallen, weil dann für sie beständig Kost genug vorhanden ist. Daneben betreiben sie auch wohl allerlei schwarze Künste, kennen allerlei heilsame Kräuter und tödliche Gifte, beschwören die Schlangen und wissen auf geheimnisvolle Weise den Kranken aus den schmerz- 28*
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