1887 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Baumgarten, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Eingeborenen von Deutsch-Südwestafrika. 44?
Aus solchen Zuständen und Verhältnissen heraus kommen die
Leute, welche durch die Kraft des Evangeliums zu menschenwürdigen
Wesen herangezogen werden sollen. Die Notwendigkeit einer äußeren
Trennung stellt sich dann gar bald heraus, und dies hat zur Folge,
daß von einer Christenwerft gegenüber dem Sammelplatz jener Heid-
nischen Wohnungen die Rede ist.
Während des vorbereitenden Unterrichts tritt zunächst die For-
dernng einer anständigen Kleidung in den Vordergrund. Vor der
Aufnahme in die Gemeinde muß der Herero sich von der braunen
Ockerschmiere entwöhnen. Sein Körper zeigt dann eine schwärzliche
Hautfarbe und wird in europäische Kleidung gehüllt. Die sittliche
Hebung des Volkes bedingt diesen schwierigen Prozeß, welchen die
Mission mit stetig fortfchreitender Kraft vollzieht. Seine Wirkung
reicht jetzt schon über die Gemeinden hinaus, da ans einzelnen Sta-
tionen die noch heidnischen Häuptlinge und Großen des Stammes
bereits europäische Kleidung tragen. Sie sehen wohl ein, daß sie
den Weißen gegenüber durch solche Kleidung ihre Würde besser
wahren können. Daß die Annahme europäischer Kleidung seitens
dieser einzelnen Heiden nicht dem Einflüsse des Handels zugeschrieben
werden kann, geht daraus hervor, daß auf dem Felde, fern von den
Stationen, kein einziger Herero sich einfallen läßt, europäische Klei-
dung zu tragen.
Wenn ein neues Gemeindeglied sich dann auf der Christenwerft
ansiedelt, so ist es nicht immer im stände, sogleich ein Backsteinhaus
zu bauen. Deswegen finden sich auch noch einzelne Pontocs auf
den Christenwerften, aber auch diese zeichnen sich schon durch ver-
hältnismäßige Reinheit vor den heidnischen Pontocs vorteilhaft aus.
Wer aber eben kann, wird durch den Missionar veranlaßt, sich ein
Backsteinhaus mit Fenstern und Thüren zu bauen, und so weisen die
meisten Christenwerften schon eine stattliche Zahl Häuser mit ver-
schiedenen Gemächern auf. Es finden sich in den meisten ein Wohn-
zimmer, ein Schlafzimmer für die Familie (teilweise mit netten,
reinen Betten), ein anderes Schlafgemach für das Gesinde und eine
Vorratskammer. Das Wenige, was zu kochen ist, wird meistens im
Freien besorgt, und daß das Seifenkochen eine der häusigsten Arbeiten
in diesem Fache ist, zeigt, wie sehr die Leute, welchen Reinlichkeit
noch vor kurzem ein völlig unbekannter Begriff war, sich in ihr
neues Leben eingewöhnt haben.
Wenn die Mission weiter nichts, als das bisher Genannte, zu-