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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 472

1887 - Berlin : Dümmler
472 Deutsch-Südwestafrika. starrenden Hottentottin in einem gelblich-grünen Spülwasser „ge- waschen", dann reinigt die Hausfrau die Tasse wiederum mit einem Taschentuch, welches sie stets in der Hand trägt und mit dem sie zumal die fortwährend niederrieselnden Schweißtropfen abwischt, der Löffel wird erst „rein" geleckt, dann mit dem Daumen ausgedreht, die Tasse halb voll Zucker geschöpft, Milch hiuzugethan und der Rest mit Cichorienabguß angefüllt. Und diefes Gebräu, in dem noch allerhand mögliche organische und anorganische Substanzen herum- schwimmen, muß man mit Todesverachtung hinabwürgen, sonst würde man seine Wirte aufs tiefste beleidigen. Eine andere Liebhaberei der Bauern neben dem ewigen Kaffee- trinken ist ihre Neigung, Süßigkeiten in ganz unglaublichen Quan- titäten zu vertilgen. Besucht ein Bauer die Stadt, so kauft er sich alle Taschen voll Zuckerzeug, die er sämtlich leert, bevor er den Weg nach der Farm zur Hälfte zurückgelegt hat. Die Bauern heiraten in sehr jugendlichem Alter. Sobald ein Jüngling 20 Jahre alt geworden ist, sieht er sich nach einer Lebens- gefährtin um. Bälle oder ähuliche heiratsvermittelnde Einrichtungen giebts nichts der Bauer besteigt daher sein Pferd, reitet von Farm zu Farm, um sich eine Braut unter den Töchtern des Landes aus- zusuchen. Man sieht ihm fchon von fern an, was er im Schilde führt. Er hat sich auffallend rein gewaschen, der Luxus des wollenen Hemdes wird durch einen Papierkrageu, vielleicht selbst durch eine Kravatte erhöht, die Stiefel aus Rohleder werden zur Feier des Tages einmal abgebürstet, der breitkrämpige Filzhut erhält ein neues Band aus blau-weißer Seide und unter den Sattel wird eine neue hellbunte Decke gelegt. So gehts im Galopp nach der nächsten Farm; dort sattelt er ab, trinkt einige Liter Kaffee, raucht ein Dutzeud Pfeifen, ißt dreimal mit der Familie, verfchlingt die Töchter mit den Augen und spricht im übrigen so wenig wie möglich. Nach Sonnenuntergang, wenn Licht in die Stube gebracht ist und die Familie sich anschickt, in die oder das Schlafzimmer sich zu- rückzuziehen, dann faßt er sich ein Herz und fragt die Mutter, die natürlich schon lange aus diesen Wnnsch wartet, ob sie erlaube, daß er mit Minche, oder wie denn die betreffende Auserwählte heißt, noch etwas aufbleiben (opzitten) dürfe. Der Wunsch wird bereitwillig er- füllt, verlegen kommt Minche in die Wohnstube zurück, sie stellt ein Licht auf den Tisch, setzt sich in eine Ecke des Zimmers und sagt nichts. Der Freier sitzt in der andern Ecke, raucht, spuckt und sagt
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