1887 -
Berlin
: Dümmler
- Autor: Baumgarten, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Buren im Oranje-Freistaat.
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auch nichts. Aber dennoch hat Minche verstanden, ihrem Courmacher
anzudeuten, ob er ihr mehr oder weniger gefällt, indem sie danach
die Größe ihres Talglichtes einrichtete: je größer die Kerze, desto
länger können sie opzitten!
Am nächsten Morgen sattelt der Bauer sein Pferd und reitet
nach einer andern Farm, wo sich die ganze Sache wiederholt, bis er
sich endlich darüber klar wird, welche der Mädchen ihm eigentlich
am besten gefallen hat. Zu dieser reitet er zurück, bleibt wieder eine
Nacht opzitten und macht feinen Antrag ohne viel Redensarten, der
natürlich mit Freuden angenommen wird. Am nächsten Kirchgangstag
feiert man die Hochzeit. Stirbt ihm später die Gattin, so erwählt
sich der Witwer oft schon nach dm Wochen wieder ein neues Weib.
Die alten Bauern haben jedem Kinde meist schon bei der Ge-
burt einige Schafe und ein paar Stück Vieh als Eigentum reserviert,
ein Besitz, der im Laufe der Jahre oft zu einem ganz ansehnlichen
Vermögen heranwächst. Land besitzt jeder mehr, als er nötig hat;
dem Sohne wird ein Terrain angewiesen, auf dem er fein Haus
bauen und sein Vieh weiden lasfen kann, und wenn ihm das nicht
paßt, so spannt er seine Ochsen ein und zieht nach Norden oder
Westen in herrenloses Land. Es ist merkwürdig, welche Abneigung
der Bauer dagegen hat, irgend welche Nachbarn in seiner Nähe zu
wissen. Er will eben unbeschränkter Großgrundbesitzer sein; soweit
sein Auge reicht, wenn er es von seinem Lehmhause aus — das
ohne eine Spur von Garten oder auch nur einige schattenspendende
Bäume da erbaut ist, wo er aus der Wanderung zum letzten Male
seine Ochsen ausspannte — über die Ebene schweifen läßt, will er
mir eigenes Land sehen, eine fremde Farm in der Nähe wäre ein
Nagel zu seinem Sarge, da verkauft er lieber fein Gut und zieht in
die Ferne. Das Reifen kostet ihm beinahe gar nichts, denn er läßt
sein Vieh auf fremdem Boden weiden.
Daß bei folchem Leben die Geistesfähigkeiten des Bauern sich
nicht allzu hoch entwickeln, kann niemand wundernehmen. Dennoch
ober liebt er es, und das ist ihm hoch anzurechnen, daß er feinen Kin-
dern eine wenn auch noch fo primitive Schulbildung zu teil werden läßt.
Schulen giebt es aus dem Lande nicht, dafür findet man aber bei-
nahe auf jeder Farm einen Hauslehrer. Das sind zwar keine großen
Weisen und Schriftgelehrten, mehr wie lesen und schreiben kann der
größte Teil derselben nicht, und der Bauer gestattet dem Schul-
meister unter der Bedingung, seine Kinder mit diesen Künsten ver-