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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 473

1887 - Berlin : Dümmler
Die Buren im Oranje-Freistaat. 473 auch nichts. Aber dennoch hat Minche verstanden, ihrem Courmacher anzudeuten, ob er ihr mehr oder weniger gefällt, indem sie danach die Größe ihres Talglichtes einrichtete: je größer die Kerze, desto länger können sie opzitten! Am nächsten Morgen sattelt der Bauer sein Pferd und reitet nach einer andern Farm, wo sich die ganze Sache wiederholt, bis er sich endlich darüber klar wird, welche der Mädchen ihm eigentlich am besten gefallen hat. Zu dieser reitet er zurück, bleibt wieder eine Nacht opzitten und macht feinen Antrag ohne viel Redensarten, der natürlich mit Freuden angenommen wird. Am nächsten Kirchgangstag feiert man die Hochzeit. Stirbt ihm später die Gattin, so erwählt sich der Witwer oft schon nach dm Wochen wieder ein neues Weib. Die alten Bauern haben jedem Kinde meist schon bei der Ge- burt einige Schafe und ein paar Stück Vieh als Eigentum reserviert, ein Besitz, der im Laufe der Jahre oft zu einem ganz ansehnlichen Vermögen heranwächst. Land besitzt jeder mehr, als er nötig hat; dem Sohne wird ein Terrain angewiesen, auf dem er fein Haus bauen und sein Vieh weiden lasfen kann, und wenn ihm das nicht paßt, so spannt er seine Ochsen ein und zieht nach Norden oder Westen in herrenloses Land. Es ist merkwürdig, welche Abneigung der Bauer dagegen hat, irgend welche Nachbarn in seiner Nähe zu wissen. Er will eben unbeschränkter Großgrundbesitzer sein; soweit sein Auge reicht, wenn er es von seinem Lehmhause aus — das ohne eine Spur von Garten oder auch nur einige schattenspendende Bäume da erbaut ist, wo er aus der Wanderung zum letzten Male seine Ochsen ausspannte — über die Ebene schweifen läßt, will er mir eigenes Land sehen, eine fremde Farm in der Nähe wäre ein Nagel zu seinem Sarge, da verkauft er lieber fein Gut und zieht in die Ferne. Das Reifen kostet ihm beinahe gar nichts, denn er läßt sein Vieh auf fremdem Boden weiden. Daß bei folchem Leben die Geistesfähigkeiten des Bauern sich nicht allzu hoch entwickeln, kann niemand wundernehmen. Dennoch ober liebt er es, und das ist ihm hoch anzurechnen, daß er feinen Kin- dern eine wenn auch noch fo primitive Schulbildung zu teil werden läßt. Schulen giebt es aus dem Lande nicht, dafür findet man aber bei- nahe auf jeder Farm einen Hauslehrer. Das sind zwar keine großen Weisen und Schriftgelehrten, mehr wie lesen und schreiben kann der größte Teil derselben nicht, und der Bauer gestattet dem Schul- meister unter der Bedingung, seine Kinder mit diesen Künsten ver-
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