1891 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Gild, Andreas, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Ergänzungen für den weiteren landeskundlichen Unterricht. 25
aus. Philipp der Großmütige wurde fünf Jahre vom Kaiser gefangen ge-
halten und starb 1567. Vor seinem Tode teilte er sein Land, das den größten
Teil der heutigen Proviuz Hesfen-Nassau und des Großherzogtums Hessen um-
faßte, unter seine 4 Söhne. Zwei derselben starben kinderlos, und ihre Be-
sitzungen fielen an die beiden Linien Hessen-Kassel und Hessen-Darm-
stadt. Unter Wilhelm Iv., dem Stammvater der hessen-kasselschen Linie,
kam Schmalkalden zu Hessen.
Im Dreißigjährigen Kriege (1018—1648) wurde Hessen wie Nassau
sehr verwüstet, bei Höchst a. M. schlug Tilly 1622 den Herzog Christian
von Braunschweig. Im Westfälischen Frieden erhielt Hessen die Grafschaft
Schaumburg und die Abtei Hersfeld; 1736 fiel Hanau an Hessen.
Auch im Siebenjährigen Kriege hatte das Land viel zu leiden. Es
fanden Schlachten statt bei Sandershausen (1758), bei Bergen (1759) und
bei Wilhelmsthal (1760); Frankfurt hielten die Franzosen vier Jahre lang
besetzt; in Tillenburg zerstörten sie das alte Fürstenschloß und in Hersfeld
die Stiftskirche. Die Hessen kämpften in: Solde Englands für Preußen,
Nassau-Weilburg stellte sein Kontingent zur Reichsarmee, Nassau-Dillenburg
blieb neutral.
Am Anfang des 19. Jahrhunderts gingen infolge des Kampfes mit
Frankreich große Veränderungen vor.' Hefsen-Kassel verlor seine Besitzungen
am linken Rheinufer und erhielt dafür die kurmainzifchen Ämter Fritzlar,
Naumburg, Amöneburg und Neustadt, zugleich wurde es zum Kur-
fürsteutum erhoben. Im Jahre 18116 aber wurde der Kurfürst vou Hessen
von dem französischen Kaiser Napoleon vertrieben, und Kassel wurde die
Hauptstadt des neugebildeten Königreichs Westfalen; die Fürsten von Nassau-
Usingen und Nafsau-Weilburg traten dem von Napoleon gestifteten Rhein-
bnnd bei, und ihr Land wurde zum Herzogtum erhoben. Im Jahre 1810
bildete Napoleon auch ein Großherzogtum Frankfurt, dem Fulda und
Hanau zugeteilt wurden.
Erst im Jahre 1813, nachdem Napoleon bei Leipzig geschlagen worden
war, kehrte der Kurfürst von Hessen in sein Land zurück und erhielt zu dem-
selben den größten Teil des ehemaligen Fürstentums Fulda, sowie die isen-
burgischen Ämter Birstein, Wächtersbach, Meerholz und Langensel-
bold. Das Herzogtum Nassan wurde wesentlich vergrößert. Frankfurt blieb
eine freie Stadt.
Im Jahre 1866 wurden die beiden Länder, die in alten Zeiten mehr-
fach verbunden gewesen waren, dem Königreich Preußen einverleibt und zur
Provinz Hessen-Nassau vereinigt. Dazu kam noch hinzu das Gebiet der freien
Stadt Frankfurt, eiu Teil der Landgrafschaft Hefsen-Hombnrg, der darmstäd-
tische Kreis Biedenkopf, der Bezirk Vöhl und der Ort Rödelheim, die bay-
rischen Bezirke Gersfeld und Orb (18).