1879 -
Freiburg im Breisgau [u.a.]
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm, Behr, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
96 Westrand von Hoch-Afrika. §. 36.
1. Der Westrand von Hoch-Afrika theilt sich in das Bergland
von Hoch-Sudan, die Terrassen von Nord-Guinea und Süd-Guinea und
das Hottentottenlaud.
a. Hoch-Sudkn, mit dem Kong-Gebirge, das Quellen-Land
des Rio Grande, Gambia, Senegal und Niger, wird bewohnt von den
gesitteten Negerstämmen der Fnlah oder Fell ata (f. S. 93 n. 102)
und der Mandingo, welche sich durch die Annahme europäischer Cioili-
sation vor allen übrigen Stämmen Afrika's auszeichnen. Sie bekennen
sich zum Islam und haben geordnete Staatseinrichtungen.
d. Nord- oder Ober-Guinea, der südliche Absall des Hoch-Sudan,
wird — von O. gegen W. — nach den Hauptgegenständen der Aus-
suhr eingetheilt in die sogen. Sclaven-, Gold-, Zahn- oder Elsen-
bein- und Pfeffer- oder Körnerküste (jetzt ohne Pfeffer!). Das
wellenförmige Hügelland der G oldküste, das mit Lagos ein Gouverne-
ment bildet, ist zur Verhinderung des einst hier in großer Ausdehnung
betriebenen Sclavenhandels, trotz seines ungesunden Klimas,. Vorzugs-
weise vou englischen Niederlassungen bedeckt.
Auf der sorgfältig angebauten Pfefferküste hat (1822) eine nord-
amerikanische Colonisationsgesellfchaft die „Neger-Republik" Liberia als
eine Colonie für freigelassene und uach ihrer Urheimat zurückkehrende
Neger gestiftet. Dieses „Eingangsthor einer beginnenden Civilisation
für Afrika's schwarze Bevölkerung" umfaßt gegenwärtig 450 mm. mit
718 000 E.
Den westlichen Abschluß von Nord-Guinea bildet die englische Colonie
Sierra Leone mit einer Niederlassung (Freetown auf der Nord-
fpitze der Halbinsel Sierra Leone) für die aus Sclaveuschisfen befreiten
Neger, die mehr als hundert verschiedene Dialecte reden. Sie ist mit
der kleinen Colonie Gambia (1 Ihm.), die eigentlich zu Seitegambien
gehört (§. 37), ebenfalls zu einem Gouvernement unter dem Namen
„Colonien von West-Afrika" vereinigt.
Nord- oder Ober-Guinea (südlich bis zum Cameroon-Gebirge)
bildet einen sehr einförmigen, meist flachen Küstenrand, dem weder weite Fluß-
Mündungen (außer dem Niger) noch Meeresbuchten oder vorliegende bedeuteu-
dere Inseln einige Abwechslung verschassen. Eines der werthvollsten Pro-
ducte, welches in der neuesten Zeit aus diesen Ländern, besonders dem mit
den prächtigsten Urwäldern bedeckten Nigerdelta, in großer Masse ausgeführt
wird, ist das Palmöl, weshalb die östliche Hälfte der Sclavenküste als
„Palmölküste" bezeichnet worden ist. — Die eingeborene Bevölkerung,
großenteils Neger, hat sich durch die Beschränkung des Sclavenhandels an
der Küste und durch das Eindringen des Mohammedanismus (an der Stelle
des rohesten, mit Menschenopfern verbundenen Fetischdienstes) von ihrer nie-
drigen Cultnrstnfe einigermaßen erhoben und nicht blas den Ackerbau (auf
Reis, Mais, Indigo u. f. w.) liebgewonnen, sondern sich auch zum Theil der
technischen Industrie (Gold- und Eisenarbeiten) zugewandt. Dagegen ist die
Regierungsform noch meist despotisch, und in den Reichen Asch anti im
Hinterlande der Goldküste (mit dem Hauptorte Kumassi (70 000 E.?) und
Dahoms im Hinterlande der Sclavenküste (mit dem Hauptorte Abo ms)
wird dem Könige (dessen Palast mit abgeschnittenen Menschenköpfen auf den
Mauern verziert ist) ein göttliches Recht, über seine Unterthanen und ihr