1879 -
Freiburg im Breisgau [u.a.]
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm, Behr, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
224 Niederlande. Bevölkerung. Der ©üben. §. 59.
der Flüsse, theils an der Küste von Nordholland, wo eine Jnselreihe
(Terel, Vlieland u. s. w.) die ehemalige Richtung der Küste angibt,
theils am Ausgang der Znidersee.
Bevölkerung.
Au Flächeninhalt übertrifft Hollaud den südlichen Nachbarstaat,
steht ihm aber au absoluter und daher noch mehr an relativer Bevölke-
rung (6390 auf 1 Hzm.) nach, übertrifft jedoch in letzterer Beziehung
alle anderen Staaten Europas, obgleich ein Fünftel des Bodens nicht
anbaufähig ist. Die Küsten-Provinzeu Nord- und Süd-Hollaud (12 420
und 13 580 E. auf 1 Hzm.) erreichen fast die Volksdichtigkeit der am
besten bevölkerten Provinzen Belgiens.
Der Abstammung nach gehört die Bevölkerung Hollands insgesammt
dem germanischen Stamme an. Der holländische Zweig desselben ist der
bei weitem vorherrschende und hat seine niederdeutsche Mundart zu einer be-
sondern Schriftsprache mit einer eigenen Literatur ausgebildet. Sowohl die
Friesen (V2 Mill.), das Fischer- und Schiffer-Volk in den Küsten-Land-
schasteu zwischen der Zuider-See und dem Dollart, als die vlämische Be-
völkernng (Vz Mill.) in Nord-Brabant und Limburg haben ihre Mundart
erhalten. — Weniger entschieden als das Uebergewicht des holländischen Stam-
mes ist das der protestantischen (reformirten) Confeffion, welche nur
3/5 der Bevölkerung (21/\ Mill.) umfaßt, der größte Theil (Ivz Mill.) der
übrigen 2/s bekeunt sich zur katholischen Kirche, welche in Nord-Brabant und
besonders in Limburg vorherrschend ist. Mit Belgien verglichen, hat also
Holland eine größere Einheit in der Abstammung, aber eine geringere in der
Confession der Bewohner.
Die H a u p t e r w e r b s q u e l l e n bestehen in Handel, Schissfahrt, Fischerei,
Viehzucht ( in den dazu vorzugsweise geeigneten fetten Marschen von Friesland,
Nord- und Süd-Holland) und der mit letzterer verbundenen landwirthschaft-
lichen Production (Butter, Käse), weniger in Ackerbau (iu Seeland und in
den drei östlichen Provinzen). Der wichtigste Zweig der Industrie ist der
Schiffbau (aus 600 Schiffswerften) und die Anfertigung jeder Art von
Schiffsbedarf. Der Großhandel Hollands beruht hauptsächlich auf dem durch
eine privilegirte Handelsgesellschaft vermittelten Absätze der Erzeugnisse der
holländischen Colonien an diejenigen Staaten Mittel-Enropa's, welche keine
Colonien besitzen, während England zugleich die Producte seines unermeßlichen
Gewerbsleißes gegen den großen Bedarf seiner dichten Bevölkerung an fremden
Erzengnissen austauscht. Trotz des Übergewichtes der materiellen Bestrebungen
und der entschiedenen Richtung auf das Nützliche finden jedoch auch die Wissen-
schasten, wiewohl die^empirischen mehr als die abstracten, eine sorgsame Pflege
(Universitäten zu Leyden, Utrecht, Groningen, Athenäen zu Amsterdam und
Deventer).
Die Staatsverfassung ist beschränkt monarchisch, indem der König
das Recht der Gesetzgebung mit den aus zwei Kammern bestehenden^,,General-
''Staaten" theilt; die Provinzen haben ihre besonderen Provinzial-Staaten.
Eiutheilung und Topographie.
a. Im Süden:
1. Nord-Brabant oder der südliche Theil Hollands, von dem großen
Maaswinkel im O. bis zu den Mündungen der Schelde im W., mit den
Grenzfestungen Grave (an der Maas), Herzogenbusch (unweit der Maas)