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1. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 331

1879 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Paraguay. §. 75 331 Neben der ausgedehnten Viehzucht ist erst in jüngster Zeit der Acker- bau und Bergbau (auf Kohlen) in Ausnahme^ gekommen und die von Europäeru gegründeten Ackerbau -Colonien sehen einer gedeihlichen Zukunft entgegen, wenn erst durch Verbesserung der Commuuicatiousmittel der große Producteureichthum des Innern an die drei großen Ströme und die (bereits einträglichen) Eisenbahnen geschafft werden kann. Der Hauptausfuhrhafen ist die regelmäßig gebaute Haupt- und Universi- tätsstadt Wuenos-Äyres (d. h. gute Lüfte, mit 178 000 E., fast zur Hälfte Europäer, namentlich Italiener), an der golfartigen Mündung des La Plata. Einen Stapelplatz für den Verkehr mit den Centralprovinzen bildet Rofario an der westlichsten Ausbiegung des Parana, welches durch die sogeu. Ceutralbahu mit der (auf deu Strebepfeilern der Andes erbauten) Universitäts- stadt Cordova verbunden ist. Der Stapelplatz sür das ungemein fruchtbare argentinische Mesopotamien (oder die beiden Uferprovinzen Entre-Rios und Corrieutes zwischen dem Paraguay und dem Uruguay) ist Corrieutes an der Nordgrenze, unweit der Vereinigung des Parana und Paraguay. Patagoniens (d. h. das Land der Thierfüße), ein von der Ostseite der Andes (von Chile) nach dem atlantischen Ocean terrassenförmig abfallendes, äußerst wasserarmes Land, bildet eine sast ununterbrochene Sandwüste, meist nur von Raubvögeln bewohnt, die sich von den dorthin verirrten und dort verschmachteten Thieren nähren. Der Rio Negro an der Nordgrenze durch- strömt das ganze Land in der Richtung von W. nach O. und bildet um so mehr eine Verbindung zwischen beiden Oceanen, als der Uebergang über die Andes an der Quelle des Rio Negro nicht schwierig ist und aus jeder Seite des Continents eine natürliche Bucht vorhanden ist (im W. die von Chiloe, im O. die von St. Matias), welche als Hafenplätze günstige Verhältnisse bieten. Die geringe (nomadische) Bevölkerung lebt von Jagd und Fischfang. Eine oceanische Erweiterung Süd-Amerika's ist die Gruppe der Feuer- laud-Juseln, welche die in Patagonien beginnende Verwitteruug der Küsten und deren Zerklüftung in Inseln, Felseuzungen, Klippen und Scheeren im höchsten Grade aufweisen. Sie wird vom Festlande getrennt durch die schmale, zwar klippenreiche, aber mit guten Häfen ausgestattete Magalhaeusstraße, durch welche jetzt die Dampfschiffe (zwischen Liverpool und Chile) ihren Weg nehmen, um das stürmische Cap Horn (Hoorn) zu vermeiden. Ihre Be- wohner, die körperlich und geistig verkümmerten Pesch erähs („die Eskimos des Südens"), stehen auf der uiedrigsteu Stufe der Civilisatiou. Gegenüber dem östlichen Eingange zur Magalhaensstraße dienen die (britischen) Falkland-Inseln oder Malouinen, ebenfalls von Pe- fcherähs bewohnt, den um Süd-Amerika segelnden Schiffen und den Walsifch- fahrern als Znsluchts- und Verproviantirungs-Station. 8. Die Wepuötik Waraguüy. Paraguay ist der einzige Binnenstaat Süd-Amerika's (ohne Berührung mit dem Meere), zwischen den Flüssen Paraguay (im W.) und Paranä (im O. *) Der Streit zwischen der Argeutinischen Republik und Chile um den werth- losen Besih Patagoniens ist 1856 durch einen Bertrag geschlichtet worden, demzufolge der Besitzstand sein soll, wie er bei der Trennung von Spanien 1810 gewesen. Nun hat Bicente Quesada in einem ausführlichen Werke (1875) geschichtlich und rechtlich festgestellt, daß die Argentinische Republik die rechtmäßige Besitzerin Patagoniens und Feuerlands ist.
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