1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rudolph, Emil, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Iii. Innerer Bau und Entstehungsgeschichte des Landes.
5
Bergbau größtenteils eingegangen und nur noch das Silberbergwerk Sylvester
bei Urbeis im Weilertal in Betrieb.
Auf den gefalteten Gesteinen kamen in der nächsten Periode die Sedimente
der oberen Abteilung oder der produktiven Steinkohlenformation zur
Ablagerung. Ihre Reste finden sich bei St. Pilt, bei Hury südlich von
St. Kreuz im Lebertal und bei Laach im Weilertal, wo abbauwürdige Stein-
kohle vorhanden war. Eine bedeutend größere Verbreitung und Mächtigkeit
hat die Steinkohle in Lothringen, jedoch tritt sie hier nirgends zutage. Weit
ausgedehntere Flächen bedeckt die nächstjüngere Ablagerung, das Rot-
liegende, durch welche einzelne getrennte beckenförmige Senken, wie das des
Weiler- und Breuschtales, ausgefüllt werden, ein Beweis dafür, daß das alte,
in der Steinkohlenzeit entstandene Gebirge sich allmählich senkte. Mit dem
Vorgange der Senkung stand das Auftreten von vulkanischen Ausbrüchen
in Verbindung, durch welche im Rotliegenden nördlich vom Breuschtal Quarz-
porphyre zutage gefördert wurden, die von Tuffen begleitet waren und
nach Art der Laven der jetzigen Vulkane sich deckenförmig ausbreiteten.
Während der Senkungsperiode wurden die höchsten Erhebungen des alten
Gebirges durch die zerstörende und erodierende Wirkung des Wassers ab-
getragen und allmählich das ganze Gebirge innerhalb des Reichslandes vom
Meere bedeckt, in welchem die Sedimente der Trias (Buntsandstein, Muschel-
kalk und Keuper) und des Iura zur Ablagerung gelangten. Die Mächtig-
keit des Buntsandsteins schwankt in den Vogesen ebenso wie im Schwarzwald
sehr stark, sie ist am bedeutendsten in der Hardt und im östlichen Lothringen,
beträgt bei Weißenburg etwa 400 m und nimmt nach 8 bis auf wenige
Meter ab. Der größeren Mächtigkeit des Buntsandsteins im N entspricht
seine größere Verbreitung in der Hardt und den Vogesen nördlich vom Breusch-
tal. Südlich einer Linie vom Donon bis zum Schneeberg ist die Sandstein-
decke, die auch hier einst vorhanden war, durch die lange Zeiten hindurch
wirksame Abtragung zerstückelt und in einzelne Kuppen aufgelöst, die immer
kleiner werden, je weiter man nach S geht. Solche Reste bilden den höheren
Teil des Donon, Elimont, Ungersberg, Königstuhl, Tännchel, Hohnack und
den Untergrund der Frankenburg bei Weiler und der Hohkönigsburg. Eine
leicht in die Augen fallende Schicht im Buntsandstein ist das sog. Haupt-
Konglomerat, eine aus verkieselten Geröllen gebildete Ablagerung, welche
wegen ihrer großen Widerstandsfähigkeit schwer verwittert und senkrecht ab-
stürzende Wände bildet. Als solche umsäumt es die Abhänge der Buntsand-
steinberge z. B. am Odilienberg und bildete eine natürliche Schutzwehr der
alten Burgen (Dagsburg, Girbaden, Hohbarr u. a.), welche auf ihm liegen.
Ebenso wie der Buntsandstein haben auch der Muschelkalk, Keuper und
die verschiedenen Abteilungen der Juraformation einst das ganze Land in großer
Mächtigkeit bedeckt. Vom Muschelkalk finden sich noch Reste bei Altweier
am Fuße des Bressoir, aber der Keuper und die Iurabildungen fehlen in dem
gebirgigen Teile des Reichslandes vollständig, während sie einerseits in den
am Ostfuß der Vogesen gelegenen Vorhügeln, andererseits in Lothringen voll-