1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rudolph, Emil, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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A. Das Reichsland als Ganzes.
Eine besondere Stellung nimmt hinsichtlich der Entstehung, Zusammensetzung
und Oberflächengestalt
5. der Elsässer Iura
ein, der als ein Teil des Schweizer Iura dem mittelrheinischen Gebirgssystem
als ein fremdes Stück gegenübersteht.
Diese fünf Teile, in welche das Reichsland nach seiner Oberflächengestaltung
zerfällt, weisen auf Grund ihrer Höhenverhältnisse und Bodenbeschaffenheit
gewisse Eigentümlichkeiten auf, die im Klima und der Pflanzenwelt, vor allem
aber in den wirtschaftlichen Verhältnissen zum Ausdruck kommen, so daß sie
zugleich die natürlichen Landschaften Elsaß-Lothringens darstellen.
Das Gebirge der Bogesen und der Hardt (Fig. 1, S. 9) beginnt im 8 an der
Burgundischen Pforte oder dem Paß von Belfort und reicht nordwärts über die
politische Grenze des Reichslandes hinaus bis zursenke vonkaiserslautern. Ebenso
scharf und natürlich wie im 8 und N ist die Grenze im 0 gegen die Tief-
ebene, wo sie durch den Steilabfall gegeben ist, dagegen fehlt eine solche im
W gegen die Lothringische Hochebene, welche nur die Fortsetzung der west-
lichen Abdachung des Gebirges ist. Am zweckmäßigsten ist es, die Trennung
da anzunehmen, wo der Eharakter des Plateaus zum Ausdruck kommt, d. i-
an der Grenze des Buntsandsteins gegen den Muschelkalk. Wenn diese Linie
auch orographisch nicht gerade scharf hervortritt, so macht sie sich doch land-
schaftlich dadurch geltend, daß hier der Waldbestand des Buntsandsteins und
der Ackerboden des Muschelkalks aneinanderstoßen.
Das in der angegebenen Umgrenzung liegende Gebirgsland zerfällt in zwei
Teile, einen südlichen höheren, die Bogesen, und einen nördlichen niedrigeren,
die Hardt. Die Grenze beider Gebirge bildet der Paß von Zabern, über den die
berühmte Iaberner Steige auf die Lothringische Hochebene führt. Der Paß fällt
mit der Mulde zusammen, welche die beiden Gewölbe trennt, in die das mittel-
rheinische Gebirgsland in der Steinkohlenzeit gelegt wurde und von dem in Ab-
schnitt Iii die Rede war. Die Bogesen selber zerfallen wieder in einen südlichen
Teil von der Burgundischen Pforte bis zum Münstertal, einen mittleren
zwischen Münster- und Weilertal und einen nördlichen bis zum Iaberner
Paß. Die Mittelvogesen machen den ältesten Teil des Gebirges aus, in
welchem allein Gneis vorkommt- Nord- und Südvogesen setzen sich aus
paläozoischen Sedimenten und Granit zusammen, auf welche sich eine Bunt-
sandsteindecke legt. Im Gegensatz hierzu besteht die Hardt, soweit sie zu
Elsaß-Lothringen gehört, ganz aus Buntsandstein, und nur in den Taleinschnitten
am Rande gegen die Ebene tritt z. B. bei Iägertal das kristallinische Grund-
gestein zutage.
Die verschiedene Gesteinszusammensetzung zusammengenommen mit der ver-
schiedenen Entwicklungsgeschichte erklärt die Unterschiede im orographischen Bau
beider Gebirge. Die Bogesen haben auf dem größten Teil ihrer Erstreckung
eine ausgeprägte Kamm- und Gipfelbildung, die einzelnen zur Rheinebene
vorstoßenden Zweige besitzen eine reiche Gliederung, die Flüsse entspringen am
Kamm, der zugleich die Wasserscheide zwischen Rhein und Mosel bildet, und