1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rudolph, Emil, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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B. Die natürlichen Landschaften Elsaß-Lothringens.
Die Hardt beginnt jenseits der Senke des Iaberner Passes in geringer
Breite, indem einerseits die Lothringische Hochebene gegen Osten vortritt,
anderseits von Osten her die Iaberner Tieflandsbucht in das Gebirge
eingreift. Dementsprechend verliert der Wald, der in den Nordvogesen noch
ganz bedeutende Flächen bedeckt, auf der Strecke zwischen Pfalzburg und
Iabern an Ausdehnung. Das ganze Gebirge besteht aus Buntsandstein; daß
aber auch hier der Sandstein nur die Decke für den kristallinischen Kern
bildet, beweist das Vorkommen von Granit im Iägertal bei Niederbronn und
von Grauwacke bei Weiler nahe bei Weißenburg. In noch größerem Umfang
als in den Nordvogesen zeigt der Buntsandstein in der Hardt auffallende
Verwitterungserscheinungen' die abenteuerlichsten Formen nehmen die Fels-
Klötze nahe der Grenze der bayerischen Pfalz an im Fleckenstein (Fig. 19, S. 59)
und Wasigenstein, an den das Waltharilied den Kampf Walters von
Aquitanien mit Gunter, Hagen und ihren Recken verlegt.
Die höchsten Berge liegen unmittelbar am Rande des Plateaus gegen
die Tieflandsbucht, so der Groß-Wintersberg (580 m) nordwestlich von
Niederbronn. Der Rand bildet aber nicht mehr die Wasserscheide, denn
mehrere Flüsse, wie die südliche Zinzel, die Moder, die nördliche Iinzel
und die Sauer, durchbrechen von Westen her den erhöhten Plateaurand,
sie wiederholen mithin in kleinerem Maßstabe die Verhältnisse der Jörn.
Sein Ende erreicht der Rand der Hardt auf dem Boden des Reichslandes
mit dem Hochwald, einem Bergzug, der durch die Verwerfung des Lem-
bacher Grabens von der Hauptmasse des Gebirges losgetrennt ist. Dem
Verkehr setzt die Hardt keine Schwierigkeiten entgegen. Zwei Eisenbahnen
durchqueren sie und verbinden Hagenau beziehungsweise Straßburg mit Saar-
gemünd. Die nördliche Linie geht über Niederbronn-Bitsch, die südliche benutzt
das Tal der Moder.
il. Die Lothringische Hochebene.
An den Westlichen Abhang der Vogesen lehnt sich die Lothringische Hoch-
ebene. Der nördliche Abschnitt dieses weiten Gebietes, soweit er die Ab-
dachung der Nordvogesen vom Donon an bildet, stellt sich als eine regel-
mäßige Aufeinanderfolge von mehreren Ionen dar, die durch große, von
Sw nach No verlaufende Verwerfungen entstanden sind. An diesen ist im
allgemeinen der nordwestliche Streifen gegenüber dem südöstlichen abgesunken,
so daß in nordwestlicher Richtung immer jüngere Schichten die Oberfläche
bilden. Die ganze Hochebene dacht sich von Süden nach Norden ab und
gleichzeitig, wenn auch in geringerem Maße, von 0 nach W. Diese Tatsache
spricht sich in dem Laufe der Flüsse aus.
Der stufenförmige Aufbau Lothringens ist durch die Wechsellagerung von
wenig widerstandsfähigen Mergelablagerungen und harten Kalkbildungen hervor-
gerufen. Die ersteren fielen der zerstörenden Wirkung der Erosion anheim
und wurden in flachwellige Ebenen verwandelt, die letzteren leisteten entweder
der Erosion einen stärkeren Widerstand oder wurden durch tiefere Lage vor