1872 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Reuschle, Carl Gustav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Thüringen. 167
4) Leipzig oder Nordsachsen, Tiefland an der Pleiße-Elster und vereinig-
ten Mulde.
' Das ursprünglich gräfliche, im 15. Jahrh. kurfürstliche Haus Wettin, woher
das königliche und die herzoglichen Häuser. Die Theilung in die 2 Linien zu-
nächst so, daß die Albertinische in den meißnischen, die Ernestinische in den kursächsischen
und thüringischen Landen; alsdann in der Katastrophe des schmalkaldischen Kriegs durch
den berühmten Moritz (aus der ersten Linie) vereinigt, jedoch unter Einräumung einiger
thüringischen Gebiete an die Erben des abgesetzten Kurfürsten (Johann Friederich aus
der 2. Linie), was der Ursprung der Sächsisch-ernestinischen Staaten (§. 144).
2 Geblieben sind eben die „meißnischen Erblande" nebst einem Theil der Lausitz
(nämlich dem größern Theil der Oberlausitz». Außerdem hatte das Kurfürstenthum vor
1815 umfaßt: den Kurkreis oder das „Herzogthum Sachsen" (Wittenberg), die thüringi-
schen Kreise (d. h. fast das gesammte preußische Thüringen, §. 135, nebst Weimars
Neustädter-Kreis) und die Niederlausitz (die gesammte Lausitz im 30jährigen Krieg von
Oesterreich an Sachsen gekommen».
3 Ucber 50000 „Wenden" in der Lausitz. Verhältnißmäßig wenig Juden (über
2000); c. 54000 Katholiken; Regentenhaus katholisch seit dem Verband mit Polen
(in 2 Negierungen 1694 bis 1763). Wiege der Brüdergemeinden (Herrn h nt in der
Lausitz, Berthelsdorf, Sitz der Centralconferenz, Stifter Graf Zinzendorf). Bevöl-
kerung seit 1815 (l1« Mill.) mehr als verdoppelt. Mittlere Volksdichte 6930, im
Südwesten, wo die größte Industrie, 10800.
4 Dresden, (177, 1830 60 T. E.), durch die Elbe in Altstadt und Neustadt
getheilt; Residenzschloß, Hofkirche, Frauenkirche, Theater, der „Zwinger" mit dem Museum
(die berühmte Gemäldegalerie), japanisches Palais, Mengs-Kabinet, viele Statuen, Haupt-
wache, Brühlsche Terrasse, Elbbrücke u. s. w.; großes Polytechicum, Kunstakademie; in
der Umgebung Schloß Pillnitz, Tharand mit einer land- und forstwirthschaftlichen
Hochschule. Leipzig (ohne Bannmeile 107, mit derselben 130, 1830 42 T. E.); Rath-
haus, Augusteum, Pleißenburg, Marktplatz, Buchhändlerbörse, Nikolaikirche, Stadtmuseum,
mehrere Denkmäler; die Bannmeile aus einer Anzahl dicht angebauter stadtartiger Dörfer
(„Kohlgärten"), eine Straße hat auf der einen Seite Häuser von Leipzig, auf der andern
von Reudnitz; die Völkerschlacht 1813; außer der Universität ein berühmtes Musik-
Konservatorium.
^ Diese sind: Meeraue, Zittau, Crimmitzschau, Bautzen (Budissin),
Reichenbach, Annaberg, Meißen, Werdau, Hohenstein (mit Ernstthal).
Große Fabrikdörfer bis gegen 10000 E., z. B. Mülsen, Seifhennersdorf. —
Dome zu Freiberg, Zwickau, Bautzen, Meißen; das Rathhaus zu Chemnitz; das Amal-
gamirwerk zu Freiberg (früher in seinem größten Glanz 40000 E. und seine Bergakademie
unter Werner ein Centralplatz Deutschlands». Die „Fürstenschulen" (d. h. Landes-
gymnasien) von Grimma und Meißen (St. Afra). Die Bergfestung Königstein
gegenüber dem Lilienstein in der sächsischen Schweiz. Die großartigen Eisenbahnviaduete
über das Göltschthal bei Reichenbach und über das Elsterthal bei Plauen. Berg-
städte l außer Annaberg): Schneeberg, Johanngeorgen st adt, nebst Geyer,
Morgenröthe u. s. w.
6 Steinkohlen, Metalle (Silber, Zinn, Eisen), Nutzsteiue aller Art (Sandstein von
Pirna! und Porzellanerde (Meißnerporzellan); neben der Mineralindustrie Fabriken in
Wolle („Electoralschase"), Baumwolle, Linnen (Flachsbau der Lausitz, Damast von Groß-
schönau); die Fabrikbczirke von Chemnitz, Glauchau, Zwickau, Plauen,
Zittau. Uralter Weinbau im Elbthal (Meißen); keine berühmte Mineralquelle und
kein Salz.
' Ferner: die Theologen Thomasius und Bretschneider, die Philosophen I. G. Fichte
und Pusendorf, die Philologen Heyne und G. Hermann; die Dichter Rabener, Gellert,
Th. Körner, die Komponisten Graun und R. 'Wagner (Zukunftsmusik), die Künstler
Mengs, Schnorr, Rietschel; die Mathem. Kästner, Hindenburg, Möbius, der Mineralog
Werner, Hahnemann (Homöopathie).
§. 144. Thüringen. — Das Land der Unstrut-Saale, vom
Thüringerwald 1 einschließlich bis zum Harz ausschließlich und von der Werra