1908 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Leonhardt, Carl, Baltzer, Justus
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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§ 69. Wirkungen der Gewässer auf der Erde.
Und wie im Innern der Erde, besonders in kalkhaltigen Ge-
Birgen Höhlen entstehen, so spülen Regengüsse, Sturzbäche, Lawinen,
Gletscher die Gebirge ab. Bei den härtesten Gesteinsarten, wie Gneis
und Granit, bleiben häufig harte Felsblöcke zurück, die sich wohl zu
Felsmeeren vereinigen (Odenwald) und durch ihre abenteuerlichen
Formen der Sagenbildung Stoff geben (Elbsandsteingebirge).
Da, wo nach geschehener Höhlenbildung das kalkhaltige Wasser
eindringt, entstehen Tropfsteingebilde (Stalaktiten, von oben
nach unten, Stalagmiten, von unten nach oben wachsend): Adels-
berger Grotte in Kram, Baumannshöhle im Harz.
Besonders wichtig ist die Erosionstätigkeit der fließenden
Gewässer, die in Hochflächen tiefe Täler eingraben (Cannons des Kolo-
rado) und Gebirge durchbrechen (Rheindurchbruch bei Bingen, Durch-
bruch der Elbe durch das Elbsandsteingebirge). Wasserfälle, Strom-
schnellen, Riffe im Strombette zeigen solche noch nicht vollendeten
Arbeiten des Stromes an.
Ebenso großartig ist aber auch die aufbauende Tätigkeit des
Wassers, das aus den Verwitterungsprodukten der Gebirge die frucht-
bare Ackerkrume der Tiefländer und an den Flußmündungen die
reichen Marschländereien geschaffen hat. An flachen Küsten bilden sich
unter Einwirkung der Wellen und des Seewindes Sandhügel und
-ketten, Dünen. Häufig wandern diese, indem der Seewind immer
neue Sandmassen über die Düne treibt, landeinwärts (wandernde
Dünen), Wälder und Dörfer unter sich begrabend.
Strandseen, Haffs oder Lagunen sind Seen, die durch
Landstreifen (Nehrungen) oder Inseln vom Meere geschieden werden
und von einem einmündenden Strome mit süßem Wasser gespeist werden.
Sie sind seicht und ihre Abgrenzungen nach der See zu wachsen durch
Ablagerungen der Sinkstoffe der Flüsse allmählich (Ostseekuste, Venedig).
Da, wo ein Fluß seine Ablagerungen weit in das Meer hinausbaut,
entstehen Deltas (Nil, Ganges).
Moore (auch Bruch, in Süddeutschland Moos, in der nw. Eisel
Venn genannt) verdanken ihre Entstehung der Vermoderung von Pflanzen-
decken (Heidekraut, Torfmoose, Gräser). Man unterscheidet Überwasser-
oder Hochmoore, die sich oft meterhoch über die Wasserfläche erheben,
und Unterwasser- oder Niederungsmoore. Die ersteren bestehen
aus halbvermoderten (vertorften) Pflanzenresten, die letzteren sind viel-
fach von Sand-, Ton-, Mergelschichten, die aus dem das Moos durch-
fließenden Wasser ablagern, durchsetzt.