1873 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das deutsche Mittelgebirgsland enthält ausgedehnte Wälder, welche
neben dem Reichthum an Wild treffliche Holzarten bieten, besonders Eichen,
Buchen, Kiefern, Fichten, Lerchen :c. Bis zum 49.° trifft man in Mähren
und im Rheinthale den Kastanienbaum, in manchen geschützten Lagen auch
Feigen- und Mandelbüume unter freiem Himmel. Der Weinstock kommt bis
zum Parallel des Siebengebirges und sogar noch nördlicher vor. Ueberall
wachsen zahlreiche Obst- und Getreidearten; auch der Mais wird noch am
Fuße des Taunus mit Erfolg angepflanzt, so daß im Ganzen das deutsche
Mittelgebirgsland ein günstiges Klima darbietet.
Auch an Mineralien aller Art hat das deutsche Bergland außer den
Alpen nicht unbedeutende Schatze. Gold sindet sich wenig vor; bedeuten-
der schon ist der Bau aus Silber im Erzgebirge, im Harz, in Schlesien
?c. Eisen, Blei, Kupfer wird an vielen Orten gewonnen, Queck-
silber nur bei Zweibrücken im Gebiete der Saar, da die Gruben bei
Jdria zum Alpenlande gehören. Bedeutende Salzquellen und Salinen
besinden sich in Lüneburg, Halle, Staßsurt, Kissingen, Nauheim, Karls-
bad :c.; Steinsalz bei Wimpfen am Neckar und in Oesterreich. Torf,
Braun- und Steinkohlen finden sich in den meisten Gegenden des
deutschen Mittelgebirges, insbesondere an der Sieg, Ruhr, Saar, in Schle-
sien, Böhmen und Mähren. Kein Layd Europas hat so viel und bedeu-
tende Gesundbrunnen wie das deutsche Mittelgebirgsland. Die wich-
tigsten sind: Baden-Baden, Wiesbaden, Ems, Nauheim, Homburg, Kissingen,
Brückenau, Pyrmont, Aachen; die böhmischen Bäder: Eger, Karlsbad,
Teplitz, Franzensbrunn zc.
3. Das deutsche Tiefland liegt gößtentheils innerhalb des konti-
nentalen Dreiecks; es umfaßt von den in der Uebersicht mitgetheilten Tief-
ländern das norddeutsche, das mittelrheinische und das österreichische.
Das norddeutsche Tiefland ist als eine Fortsetzung des russischen
zu betrachten, und hat mit demselben namentlich die unbedeutende nördliche
Landhöhe und den großen Reichthum an Binnenseen gemein. In seinem
westlichen Theile zwischen Ems und Rhein heißt es gewöhnlich das nie-
derrheinische Tiefland. Die Halbinseln Jütland und Holland ge-
hören demnach zum norddeutschen Tieflande. Dieses ist fast in allen seinen
Theilen mit üppigen Feldern, Wiesen und Wäldern bedeckt; die an die
Ostsee grenzenden Gemarkungen liefern so ergiebige Getreideernten, daß
von da Kornausfuhr in ärmere Länder und Gegenden stattfinden kann.
Eigentlich öde Strecken sind im norddeutschen Tiefland nicht vorhanden;
nur die Lüneburger Heide und die Moorgruben im Westen, insbesondere
das Burtanger Moor, sind theilweise auszunehmen. Ebenso ist das Geest-
land (trocknes Land) an den Meeresküsten zum Theil unfruchtbar, sehr er-
giebig aber das Marschland. (Vergl. § 58. V.)
Das Tiefland des Mittelrheins beginnt unterhalb Basel und
endet bei Mainz; es ist ganz vom Berglande eingeschlossen und nimmt eine
Breite von 3 bis 4 Meilen ein. Es ist eine herrliche Culturebene, in
welcher die Wasser des Rheins in grauer Vorzeit einen Binnensee gebildet
hatten.
Die österreichische Tiefebene mit dem Marchfelde liegt zu beiden
Seiten der Donau und ist ebenfalls von allen Seiten theils von den Alpen,
theils vom Mittelgebirgslande eingeschlossen. Das Land ist wohl angebautes
Garten- und Ackerfeld, das Marchfeld sogar ein kornreiches Gelände. Durch
das Donauthal steht sie mit den uugarischeu Ebenen in Verbindung.