1881 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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und sich Hügellandschaften demselben vorlagern, auch haben wir einzelne von
diesen schon erwähnt; hier mögen die wichtigsten im Ueberblicke wiederholt
werden; es sind: der Zobten bei Schweidnitz (730 in, berühmter Anssichts-
Punkt), der Gröditzberg zwischen Bunzlan und Liegnitz (etwas über 400 in),
die Landskrone und die Jauernicker Berge bei Görlitz (430 in), der
Sibyllen stein bei Camenz in der sächsischen Oberlausitz (430 in), der
Angnstusberg (410 m) in der Nähe des vorigen.
§ 36.
Aas Meftand Deutschlands.
Nördlich von dem deutschen Mittelgebirge breitet sich weithin
das norddeutsche Tiefland aus. Es bildet den Boden eines ehemaligen
Meeres und besteht daher in seinen mittleren Partien meist aus Sand,
nach der ehemaligen Ufergegend hin, an den Rändern der Mittelgebirgslaud-
schast, ans fruchtbarerem Erdreich. (Die Fruchtgefilde zwischen Harz
und Thüringerwald, im N. des Erzgebirges ?c.) In den Sandgegenden sind
die Höhenrücken am dürftigsten und tragen auf ihrer weißen Masse nur Heide
und dürftige Föhrenwälder; die Niederungen sind hingegen durch Anschwem-
muug ausgewaschener Thonmassen jener Sandrücken verhältnißmäßig srncht-
bar geworden. In ganz flachen Gegenden entstanden, wo das Wasser nicht
abfließen konnte, Moore. Sie zerfallen in Ueberwassermoore, die sich
auf der Oberfläche stehender Gewässer bilden und dieselben allmählich znsüllen,
und in Unterwassermoore, die sich aus den verwesenden Resten des
Heidekrautes bilden und die atmosphärischen Gewässer nicht in die Tiefe ab-
fließen lassen. Die ersteren lassen sich durch Auftragen von Sand und Mergel
leicht fruchtbar macheu (Oder-, Warthe-, Netzebruch und ähnliche Land-
striche im O.); die letzteren lassen sich viel schwerer kultivieren, doch hat man
zu diesem Zwecke ueuerdings das Kanalsystem mit Glück angewendet (in
Nordwestdeutschland und Holland der Meppensche und der Bonrtanger
Moor und der Twist). — Durch die lockeren Sandschichten treten bisweilen
Gypsmassen, in deren Nähe Salzlager sich finden, hervor (bei Stade an
der Elbe; bei Lüneburg an der Ilmenau; bei Sperenberg im S. von
Berlin; bei Segeberg in Holstein).
Schon früher (§ 31) ist auf die beiden Landrücken hingewiesen worden,
welche das große europäische Tiefland in zwei langen Gürteln vom Ural
her durchziehen. Der nördlichere heißt gewöhnlich der nralisch-baltische
Landrücken, von welchem folgende Abfchnitte hervorzuheben sind:
1) Die preußische Seenplatte, von der deutschen Grenze westwärts bis
zur Weichsel, zu der sie allmählich abfällt, vielfach in der Nähe ausgedehnter
Seenspiegel (Mauer-, Spirding-, Dransen-, Drewenz-, Geserich-
See) anmutige Berghöhen (bis 200 m) bildend. (Vergl. Fig. 27.)
2) Die pommersche Seenplatte, im W. der Weichselmündungen beginnend
und dann gegen Sw. zum Ouerthal der Oder bei Oderberg ziehend. Die
höchste Erhebung ist der Turmberg im Sw. von Danzig (Quelle der Ra-
daune, 334 m). Nordwestlich hiervon, im alten Pomerellen, ist das an-
mutige Hügelland von Lauenburg (die „Pommersche Schweiz"). Weiter gegen