1881 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
200 Europa.
der hohen Rhön zieht. Im O. bilden der Böhmerwald, der Inn und die
Salzach die Grenze, im W. bis in die Gegend von Ulm die Jller; von
dort läuft die Grenze im ganzen nordwärts zum Main (in der Gegend der
Taubermündung), sodann ist gegen Nw. der Odenwald Grenzgebiet. Der
südliche Teil umfaßt die bayerische Hochebene, der nördliche den fränkischen
Jura, das oberpfälzische Plateau und das fränkische Terraffenland. Bewässert
wird das Land durch die Donau' von Ulm bis Passau mit ihren Neben-
flüssen Jller, Lech, Isar, Inn — Wörnitz, Altmühl, Nab, Regen, sowie durch
den Rheinfluß Main mit seinen Zuflüssen; — der Ludwigs-Kanal. —
2) Das Nebenland Bayerns, die Rheinpfalz, liegt am linken Rheinufer,
zwischen dem Rheinnebenflusse Lauter und der Nahe; es gehört dazu ein
Teil der oberrheinischen Tiefebene, das Gebiet des Hardtgebirges und Donners-
berges. — Das Berg-, Hoch- und Hügelland herrscht in hohem Maße vor,
daher ist der Boden zum größten Teile nicht sehr fruchtbar, doch überwiegt
der Ackerbau und ist namentlich an der Donau (zwischen Regensburg und
Passau), im Maingebiet und in der oberrheinischen Tiefebene sehr ergiebig.
Getreide wird mehr, als der Bedarf erfordert, gewonnen, große Wein-
Produktion findet sich in der Rheinpfalz (an den Abhängen des Hardtgebirges)
und in Unterfranken (namentlich in der Gegend von Würzburg), fehr ergiebiger
Hopfenbau in Ober- und Mittelfranken, Ober- und Niederbayern. Bei einer
Mittelernte werden etwa 212 500 Centn. Hopfen gewonnen (nicht ganz die
Hälfte der Gesamtproduktion Deutschlands), wovon 132 500 Centner zum
Export kommen.*) Berühmt ist namentlich der Hopfen von Spalt in Mittel-
franken (das „Spalter Gut"). — Der Tabaksbau wird besonders in der
Pfalz und in Mittelfranken betrieben (Ertrag c. 100 000 Centn.). Die Vieh-
zucht ist namentlich in Oberfranken und Oberbayern in Flor; in den Alpen
als Sennwirtschaft. Der Wald ist ziemlich verbreitet und beträgt c. 34 pct.
(namentlich in Oberpfalz und Oberbayern). — Der Bergbau ist im ganzen
nicht bedeutend, doch liefert Oberbayern Salz (aus dem Steinsatzwerke
Berchtesgaden und 6 Salinen, im ganzen über 900 000 Centn.), das Fichtel-
gebirge, die Oberpfalz und Unterfranken Eisen (über 2 Mill. Centn.); Ober-
bayern, Oberfranken und die beiden Pfalzen Stein- und Braunkohlen (8^/2
Mill. Centn.), wozu noch Graphit, Lithographiefchiefer (bei Solnhofen an
der Altmühl) und nutzbare Erden kommen. — Die Industrie konzentriert
sich auf verhältnismäßig wenige Plätze und Gegenden. Baumwolleuiudustrie
findet sich in Schwaben (Augsburg), Spielwaren, Metallwaren, Bleististe u. dgl.,
in Mittelfranken (Nürnberg), Glasfabrikation, Glasschleiferei und Malerei
im bayerischen Walde, Holzschnitzarbeiten in Oberbayern (Ober-Ammergau) k.
— Am allgemeinsten ist die Biererzeugung, namentlich in Oberbayern
(München), Schwaben (Augsburg), Mittel- und Oberfranken (Nürnberg,
Erlangen, Kulmbach). — Der Handel koncentriert sich auf die Hauptstädte
Nürnberg, Augsburg und München; er wird sehr begünstigt durch die schiff-
baren Flüffe und den Lndwigs-Kanal. — Die Bevölkerung ist, bis auf einen
Bruchteil von Franzosen in der Rheinpfalz, ganz deutsch; sie gehört zur
Hälfte dem Franken-, zu 1h dem Bayernstamme an, den Rest bilden Schwaben
*) Deutschland produciert von der europäischen Hopfenernte etwa 2/3, Bayern über ll4.