1881 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
368 Afrika.
Bahr el Abiad erstreckt sich neuerdings das ägyptische Herrschergebiet bis an die
großen Onellseen desselben.
Ii. Tripolis, Warka und Jessan.
(16 000 □ Meil., 1 150 000 Einw.)
Tripolis nebst dem Hochland von Barka ist wenig fruchtbar; nur einige
hundert l.. Meilen sind gutes Kulturland. Die Produktion ist hier besonders stark
in Weizen, Oel, Halsagras und Wolle; außer diesen Produkten gelangen
über Tripolis auch zur Ausfuhr Elfenbein, Salz und Goldstaub. Wichtig ist das
Land namentlich als Eingangspforte nach dem Sudan. Die Hauptstadt Tripolis
(Sitz eines Paschas) hat sich aus diesem Grunde in letzter Zeit mehr und mehr
gehoben, zumal aus dem Export des Halsagrases (zur Papierfabrikation) gute
Einnahmen erwachsen; 30 000 Einw. Von Tripolis geht eine sreqnente
Karawanenstraße nach Ghadames und weiter nach der Wüste Sahel und Tim-
bukta am Niger; ferner über Mursuk, der Hauptstadt von Fessan, das einen
eigenen Pascha hat, nach dem Tsad-See (vergl. § 95). In Barka, das neuer-
dings gleichfalls unter einem besonderen Pascha steht, liegt der Hafenort Bengasi,
7000 Einw., an der Stelle des alten Berenice. Diese Landschaft war in alter
Zeit sehr wohl angebaut und mit großen, reichen Städten besetzt (Kyrene).
Die drei Paschas sind Beamte des Sultans.
Iii. Die Regentschaft Tunis.
(2200 □ Meil., 2 Mill. Einw.)
Tunis steht nur noch dem Namen nach unter Herrschaft des Sultans. Die
Würde des Bey ist erblich, der Tribut an die Pforte nicht mehr gebräuchlich.
Seit 1842 ist die Sklaverei abgeschafft und die Herrscher bemühen sich, europäische
Einrichtungen möglichst einzuführen, doch ist die Entwicklung des Landes sehr
langsam. Der Boden ist zum Teil sehr fruchtbar, das Klima ein äußerst an-
genehmes. Die sehr gemischte Bevölkerung treibt Landwirtschaft und Handel.
Erzeugt werden namentlich Getreide, Oliven und Südfrüchte, darunter sehr schöne
Datteln. Der Export erstreckt sich auf die genannten Produkte des Landbans,
außerdem auf Elfenbein, Goldstaub, Häute, Straußfedern und Wachs. Die
größeren Handelsgeschäfte sind in der Hand von Ausländern; nur der Binnen-
Handel wird von der einheimischen Bevölkerung betrieben. Hauptstadt Tunis,
durch einen Kanal mit dem Golf von Tunis verbunden, an dem der Hafenort
Goletta liegt. Lebhafter Handel mit Landesprodukten, Industrie in Seiden- und
Wollenstoffen. 120 000 Einw. (Ruinen von Karthago und Utika.) Eine halbe
Stunde von Tunis die Palaststadt des Beys Barda, wo neben dem üppigen
Hofleben das größte Elend sich findet. Kairwan, 15 000 Einw., Wallfahrtsort.
Cabes an der kleinen Syrte, 25 000 Einw., Hafenstadt.
§ 102.
Sultanat Marokko.
(12 000 □ Meil., 6 Mill. Einw.)
Marokko (El Garbh oder Mahgreb el Aksa) besteht zum größten Teil
aus Wüstenstrichen (7400 □Meil.), der Rest ist teils Steppe, teils herrliches