1881 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Afrika. 369
Kulturland (letzteres 3600 ^Meil.). Das Klima des Landes ist ein sehr vor-
treffliches. Obwohl die Landwirtschaft ziemlich vernachlässigt ist, erzeugt sie jedoch
reichlich Getreide und zum Export Hülsenfrüchte, Mandeln, europäische Gemüse
und Olivenöl. Die Viehzucht erzeugt in ziemlicher Fülle Rinder, Schafe und
Pferde. Die Industrie liefert Teppiche, Fes (rothe Mützen) und vortreffliches
Maroquin-Leder. Die Mineralschätze des Atlas werden nach einem Verbot
des Kaisers gar nicht ausgebeutet. Die Bewohner sind Mauren, Berber,
Beduinen und Juden, welche insgesamt die Christen kaum dulden. Während
die Mauren den Karawanenhandel nach dem Innern treiben, ist der See-
Handel in den Händen von Europäern (Engländern) und von Juden. Haupt-
exporthasen ist Tanger (Taudscha), von wo namentlich Hülsenfrüchte, Es-
partogras, Gummi, Maudeln, Oel, Wachs, Wolle, Felle und
Leder zur Ausfuhr gelangen (1878 im Werte von 19 Mill. Mark, einem
etwa gleich hohen Import von europäifcheu Waren gegenüber). — Die Re-
gierung des Sultans („Emirs al Mumeuin") ist despotisch.
Hauptstädte sind Fes, im N. des Landes, in schönem Thale, mit einiger
Industrie, 100 000 Einw.; Marokko, im S., am Fuße der Schneehäupter des
Atlas, 50 000 Einw. Die Seehäfen Mogador, Tetuan, Tanger mit je
20 000 Einw. und Anafc (Eafablanca). Am Südabhange des Atlas liegt
Tafilclt, eine bedeutende Oasengruppe, und noch weiter südlich die von dem
Sultanat abhängige Oase Tuat; von der letzteren ziehen zahlreiche Karawanen
nach Timbuktu.
§ 103.
|)ie Sahara und Kaöesch.
Die Wüste Sahara ist nur von Nomaden bewohnt und entbehrt der
geordneten Staaten. Einzelne Teile, welche Tausende von Quadratmeilen
nmsasfen, sind völlig unbewohnt, weil sie der Oasen entbehren, befonders ist
dies bei El Dschus im W. und in der libyschen Wüste der Fall. In der
Sahel, der größeren Westhälste, gehört die Mehrzahl der Bevölkerung den
Arabern (Mauren) und den Tnariks an, in der libyschen Wüste woh-
nen die Tibbu. Die letzteren beiden Volksstämme gehören zu den durch Nord-
afrika verbreiteten Berbern. — Am stärksten bevölkert und am meisten
civilisiert sind die südlichen, an Sudan grenzenden Teile der Wüste. Die
Gesamtbevölkeruug der Sahara beträgt nicht ganz 4 Million, von denen
natürlich die meisten auf den Oafen wohnen.
Habesch (7500 Hhmeil. und 3 Mill. Einw.) war im Mittelalter ein
mächtiges christliches Königreich, welches durch seiue Gegenwehr gegen die
Moslemin seine Selbständigkeit und feine Religion zu bewahren wußte. Durch
Bürgerkriege und die Angriffe der Gallas zersiel das Reich in mehrere kleine
Gebiete. Der Negns Theodor vereinigte dieselben durch glückliche Kriege und
Gewaltakte feit 1852 wieder, doch ist in Folge des Krieges, den die Eng-
länder mit ihm führten und in dem er erlag, wieder große Verwirrung ein-
getreten. Aegypten wollte dieselbe zur Ausdehnung seines Gebietes gegen
So. benutzen, hat jedoch uichts auszurichten vermocht. In der Landschaft
^.igre liegt die ehemalige Hauptstadt Axum, jetzt ein unbedeutender Ort.
Saffian, Geographie. 6. Aufl. 24