1911 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rohrman, Adolf, Muhle, Wilhelm, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
1. Vorderasien. — b) Das gefaltete Vorderasien.
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der Halbinsel, steigt beträchtlich höher. Er trägt im Winter Schnee ans seinen
Häuptern. Die höchste Erhebung Kleinasiens jedoch ist der erloschene Vulkan
Erdschiäs^ (4000 m) auf der inneren Hochebene.
Das Klima der Halbinsel ist mittelmeerisch, subtropisch-milde wie das griechische.
Im 8 herrschen die Winterregen, im N die Frühjahrs- und Herbstniederschläge vor.
Ölbaum, Südfrüchte, Wein und Getreide gedeihen vor allem an der nach dem Meere
hin aufgeschlossenen Westküste, wo wie im Altertum so auch heute der Hanptsitz der
Kultur sich befindet. Das Innere ist infolge der Randgebirge regenarm, dazu von
den Türken entwaldet und großenteils als Weide der Schaf- und Ziegenherden
benutztes Steppenland.
Die Bewohner sind ganz vorwiegend Ackerbau und Viehzucht treibende,
osmanische Türken, ritterliche, gastfreundliche und würdevolle, aber energielose,
sorglose und als Beamte bestechliche Mongolen, die sich mit der alten Bevölkerung
stark gemischt haben. Durch sie wurde der im Altertum blühendste Teil Vorderasiens
in Verfall gebracht. Den nächstwichtigen Volksteil bilden die Griechen, die als
Händler, Fischer und Bauem besonders an den Küsten wohnen. Dazu kommt
noch eine Anzahl kleinerer Völker, so die im Handel geschickten Armenier.
An Mineralschätzen werden von Ausländern Schmirgel und Meerschaum ge-
Wonnen. Den Fremden, besonders den Deutschen, verdankt das Land auch seine
Erschließung durch den Bau von Eisenbahnen, deren eine Linie bis *Ängora führt,
während die Anatolische Bahn 200 km über *Könia hinaus im Betrieb ist und als
Bagdäd-Bahn fortgesetzt wird.
Staatlich gehört Kleinasien zum Türkischen Reiche.
Siedlungen. fsmyrna, die einzige Großstadt in Kleinasien und die größte
Stadt der Asiatischen Türkei, wurde durch Eisenbahnverbindung nach dem Jnnem der
Hauptausfuhrplatz für Südfrüchte, Teppiche, Schmirgel. **Skütari am Bosporus
ist der Begräbnisort der Türken Konstantinopels. **Brnssa2 hat Seiden- und
Teppichfabriken.
Von den Inseln um Kleinasien ist Cypern britischer Besitz. Die Bewohner
sind meist Griechen. Nur der Weinbau liefert gute Erträge. Unter den westlichen
Inseln ist Rhodos der Hauptsitz der Schwammfischerei, Ehios und Samos führen
Südfrüchte und Wein aus.
2. Armenien. Hier hat die Erdrinde besonders starke Pressungen und
Faltungen erfahren, und mächtige vulkanische Ausbrüche sind erfolgt,
die weite Strecken mit Lavadecken überzogen und Kegelberge von Montblanc-
Höhe aufgebaut haben, wie den Ärärät^ (5200m), der die Grenze dreier
Staaten bildet. Armenien ist stark befeuchtet und das Quellgebiet des
Euphrät und des Tigris, auch reich an (teilweise großen) Seen.
Die beträchtlichen Niederschläge machen das rauhe Klima des Hochlandes
noch unwirtlicher. Die Täler sind milde und fruchtbar.
Der türkische und der persische Anteil leiden außerdem unter schlechter Ver-
walwng und dem Mangel an Verkehrsstraßen und an schiffbaren Flüssen, der
türkische Teil dazu noch durch die Einfälle der räuberischen, mohammedanischen
1 $>. i. Weißer Berg. — * Benannt nach Prusias, dem Könige von Bithynien. —
8 D. t. Steiler Berg.