1911 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rohrman, Adolf, Muhle, Wilhelm, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
1. Kolonien in Afrika. — b) Kamerun.
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folgt eine Ebene mit einzelnen Gebirgsstöcken, die vom schiffbaren Bernte
durchzogen wird und in das Tsadbecken übergeht. Natürliche Straßen
in dieses Innere bilden der Njong und der etwa Rheinlänge erreichende
Ssänaga. Aber ihr Lauf ist wegen der Schnellen und der Fälle nur
streckenweise für die Schiffahrt brauchbar.
Die Hitze (Fig. 9) ist nur wenig niedriger als an der Mste, und erheblich
(150—180 cm) sind die Regenmengen. So hat sich auf dem ziegelroten
Lateritboden (Buntbild Kilimandscharo), der aus verwittertem Granit und Gneis
entstanden ist, ein üppiger Urwald entwickelt. Dieser zieht sich in Streifen an
den Flüssen entlang als „Galeriewald" weit ins Innere, abseits von den
Flüssen dagegen geht er in Busch- und Grassavannen über, die besonders
von Antilopen, Büffeln und Elefanten, indes auch von vielen Heuschrecken bevölkert
sind. Das Gebirgsland im mittleren Kamerun bedeckt lichter Buschwald.
4. An der Senke des Tsädsees sinden sich oft flache, sumpfige Strecken,
aber auch viel fruchtbares, gut bebautes Ackerland, das dicht bewohnt ist.
Eine zur Regenzeit bestehende Wasserverbindung nach dem Venne ist fest-
gestellt.
Wirtschaftsgeographie. Der Wert des Landes besteht in seiner großen
Fruchtbarkeit, die seine Zukunft als Pflanzungskolonie für Kautschuk,
Kakao, vielleicht auch für Kaffee und Tabak sichert. Für Baumwollbau sind
die Hochflächen und das Tsädbecken hervorragend geeignet. Zahlreiche Faktoreien
wurden an der Mste angelegt, die Kautschuk, Palmkerne, Elfenbein und Palmöl
gegen Web- und Eisenwaren eintauschen. Für die salzarmen Hinterlandgebiete
wird Salz von den Briten auf dem Venne und von den Tuarik aus der Sahara
zugeführt. Die Dampfer der Hamburger Woermann-Linie erreichen Kamerun
über Togo in 23 Tagen. Von der Eisenbahn von Duäla nach dem Tsädsee
(900 km) sind 160 km durch den Urwald schon im Bau begriffen.
Bevölkerung (Bild 40). Den 3 nehmen Bantuneger ein, deren Dörfer
aus rechteckigen Hütten mit schrägem Dach bestehen. Ihre Religion ist Fetisch-
dienst. Im N wohnen höher entwickelte, vorwiegend Ackerbau treibende,
mohammedanische Sudanneger, handeltreibende Haüssa und viehzüchtende
Felläta (Fnlbe) in Rundhütten mit Kegeldach. Diese dringen über die
schwächeren Bantu hin nach 8 vor.
Von den Zwischenhändlerstämmen an der Küste sind die Duäla am
bekanntesten (Trommeltelephon). Im Urwalde hausen auch Zwergstämme.
Siedlungen. Gegründet wurde das Schutzgebiet 1884 durch Nachtigal, der
in der Stadt Duäla begraben liegt. Der Haupthafen ist Viktoria (Bild 39).
In 900 m Höhe am Kamerünberg liegt Buea, der mit der Eisenbahn erreichbare
Sitz des Gouverneurs. Hauptort für den 8 ist Kribi. Stationen sind weit ins
Innere hinein bis an den Tsadsee angelegt.
Der Aufschwung der Kolonie wird gehemmt durch:
1. die Hafenarmut der meist flachen Mste,
2. durch die Nichtfchiffbarkeit der großen Ströme und die Unzngäng-
lichkeit des Urwaldes im Küstengebiet,
3. dadurch, daß der Benue in britischem Besitz ist.