1911 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rohrman, Adolf, Muhle, Wilhelm, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
§ 158—159. D. Mitteldeutsches Gebirgsland. — 6. Sächsisches Gebirgsland._175
vielfach zur Teichbildung (Bild J) geführt (Hubertusburg, Moritzburg,
Königswartha), deren viele auch künstlich angelegt sind. Hier wird großartige
Teichwirtschaft betrieben, die bei dem sandigen Boden ertragreicher ist als Land-
Wirtschaft.
Dem Berkehr ist dieses Flachland natürlich durchaus günstig.
§ 158. Die Bewohner. Die Bevölkerung Sachsens bestand nach der Völker-
Wanderung aus slawischen Sorben. Im 19. Jahrhundert wurde das Land durch die
Deutschen wiedererobert (um 930 Bau der Grenzfeste Meißen unter Heinrich 1.),
und die Sorben wurden dem Deutschtum und Christentum gewonnen, hauptsächlich
durch die Markgrafen aus dem noch jetzt regierenden Hause Wettin. 1423 wurde die
Kurwürde erworben, und seit 1806 ist Sachsen Königreich.
Die heutigen Bewohner sind, außer etwa 40 000 Wenden in der
Lausitz^, den Thüringern nahe verwandte Mitteldeutsche, deren Mundart
das Obersächsische^ ist. Die im Sw wohnenden Vogtlünder stehen den
Franken näher. Die Bevölkerung des Königreichs Sachsen ist fast rein
evangelisch (94%), das Herrscherhaus katholisch.
Die Besiedlung Sachsens ist außerordentlich dicht. Auslöoooqkm
wohnen 4,8 Millionen Menschen, also im Mittel 320 E. auf 1 qkm3. Somit
ist Sachsen weit dichter bevölkert als die übrigen deutschen Staaten (mit
Ausnahme von Hamburg, Bremen, Lübeck), ja auch als England und
Belgien. Nur die Sandgegenden im No Sachsens sind verhältnismäßig
dünn bevölkert.
Die Ursachen dafür liegen in der günstigen Lage Sachsens, in der Frucht-
barkeit des Landes und im Vorkommen reicher Kohlen- und Erzlager.
Um diese herum sind große vielseitige Industriezentren entstanden. Im
Erzgebirge und in der Lausitz hat die Industrie vielfach die nur kärglichen Verdienst
liefernde Form der Heimarbeit angenommen.
Ist Sachsen auch ein echtes Industrieland, das seinen Getreidebedarf
bei weitem nicht selbst zu decken vermag, so steht doch seine Landwirt-
schast in hoher Blüte und ernährt etwa den sechsten Teil der Einwohner.
Mehr als ein Viertel des Bodens ist noch für den sorgfältig gepflegten und
ertragreichen Wald übriggeblieben (Fig. 38, S. 206).
Am waldreichsten ist die Gegend um Schwarzenberg und Auerbach, am Wald-
ärmsten die von Leipzig.
§ 159. Das Königreich Sachsen ist aus der Mark Meißen hervor-
gegangen. Für die Verdeutschung des 0 hat es bis zur Erwerbung der
polnischen Königskrone dieselbe Bedeutung wie Brandenburg-Preußen gehabt.
Zwar hat Sachsen 1815 die Hälfte seines früheren Gebietes verloren, aber
die Blüte feiner Industrie, seines Handels und Verkehrs und
1 Die Wenden sind in der Mehrzahl evangelisch (80%); die katholischen Wenden wohnen
um das Kloster Marienstern.
^ Wohl zu unterscheiden von dem im alten Herzogtum Sachsen von Hannoveranern
und Braunschweigern gesprochenen Niedersächsischen.
3 Nach den vorläufigen Ergebnissen der Volkszählung von 1910.