1882 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Guthe, Hermann, Wagner, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Buch Vi. Afrika.
unweit Cap Spartet gelegen, während an der steil aus dem Meere sich
erhebenden Ostecke die starkbefestigte Stadt Ceüta, den Spaniern
gehörig, den Eingang in die Straße zu bewachen bestimmt ist'). Von
hier bis zum Cap Bon ist die 200 M., 1500 Kil., lange und mehr-
fach eingebogene Küste fast überall von steil aus dem Meere aufsteigenden
Felsenmassen, dem sog. Ris, begleitet2). Die Häsen sind meistens
schlecht und für größere Schiffe unnahbar; daher hat sich hier früh
Corsarenthum entwickelt. Die Besitznahme Algiers durch die Franzosen
hat aber einen Umschwuug hervorgebracht und eine Reihe blühender
Hasenstädte wie Oran, Algier, Ph i lipp eville hervorgerufen.—
Am Ostende dieses Gebiets erscheint die Küste durch das plötzliche
Zurückweichen nach Süden gleichsam weit nach Nordosten vorgestreckt.
Es nähert sich dieselbe der Westspitze Siciliens bedeutend, und die
Flachheit der Straße von Tunis deutet auch hier auf eine einstige
Landbrücke zwischen Afrika und Europa. Es findet sich an dieser Stelle
ein tieferer Küsteneinschnitt zwischen Cap Blanco und Cap Bon,
der hier im Centrum des Mittelländischen Meeres den Platz für die
Gründung Karthagos bestimmt hat, nach dessen Untergang sich etwas
südlich davon Tunis erhob, bis vor kurzem noch die größte Stadt
der nordafrikanischen Küste3). Es folgt nun der einzige tiefere Busen
des Erdtheils, an dem man die Buchten der kleinen und großen
Syrte (die Busen von Gabes und Sydra) unterscheidet. Die
Sehne des dadurch gebildeten Vogens vom Cap Bon bis Bengasi
hat eine Länge von 120 M., 900 Kil. Längs dieser Strecke ist der
Küstenrand fast überall slach und sandig, weshalb derselbe schon im
Alterthum sehr gefürchtet war. Von Bengasi bis an die Grenzen
Aegyptens tritt ein Hochland an die Küste heran, welches besonders
im westlichen Theil, dem Plateau von Barka, sich mit steilen
Felsen aus dem Meere erhebt. Tie dann folgende Küste des Nil-
delta ist eine ausgezeichnete Flachküste mit langen sandigen Nehrungen
und dahinterliegenden brakischen Hassen. Heber die Nilhäfen Alexan-
drien, Rosette und Damiette, von denen bei näherer Betrachtung
des Nildelta weiter die Rede sein wird (f. S. 362), gelangen wir zu
unseren Ausgangspunkten Port Said und Pelusium wieder zurück.
§.72. Afrikanische Inseln. So einförmig der eben beschriebene
Küstenumsang Afrikas ist, so arm ist dieser Erdtheil, wie oben schon
angedeutet, an Inseln, welche die einheimische Bevölkerung auss offene
Meer hätte locken können. Der Nordküste fehlen sie gänzlich. Doch
bildet sie den Abschluß des Mittelländischen Binnenmeeres, so daß ihr
die europäischen Gegeugestade nebst ihrem Jnselreichthum wenigstens
theilweise zu Gute kommen. An der Ost- und Westküste haben wir
1) S. die treffliche Karte der Straße von Gibraltar von A. Petermann in
1:200000. Gotha 1862 (Petermann's Specialatlasblätter).
2) S. die Karten des Mittelmeers von 2t Petermann, 1:3.500000.
3) S. Kiepert's Karte der Regentschaft Tunis, 1:800000. Berlin 1881. Hin-
sichtlich der Tiefenverhällnisse der Straße von Tunis s. Th Fischer's Phyf. Geogr.
der Mittelmeerländer. Berlin 1876, nebst Karte, 1:2.500000.