1911 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Lampe, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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I. Abrifz der Allgemeinen Erdkunde.
Ausstrahlung des Bodens ab. Die Erwärmung der Erdoberfläche ist aber
nach dem Winkel der Sonnenbestrahlung verschieden stark; denn bei
schrägem Einfall verlieren die Sonnenstrahlen mehr Wärme au die Luft
und zerstreuen sich auch über einen größeren Raum der Erdoberfläche.
Außerdem richtet sich der Grad der Erwärmung nach der Ermärmungs-
sähigkeit der bestrahlten Fläche: Das Land erwärmt sich viel stärker
als das Wasser; darum ist das Klima in der Nähe des Meeres gekeuu-
zeichnet durch kühlere Sommer und mildere Winter, dasjenige im Innern
der Festlande durch heißere Sommer und kältere Winter: See- und
Festland-Klima. Die Oberflächentemperaturen des Meeres steigen bis
zu 35 °, die des nackten Bodens bis zu 80". Bewachsener, feuchter, Heller,
glatter Bodeu erwärmt sich nicht so stark und kühlt sich nicht so stark ab
wie nackter, trockener, dunkler, rauher.
Steigt man mit dem Luftballon empor, so vermindert sich anfangs
die Wärme auf je 100 m ungefähr um 1 °. Auf der Landfläche empor-
steigend, beobachtet man daher gleichfalls eine Wärmeabnahme, jedoch nur
eine solche von ungefähr y2° auf je 100 m Steigung.
Weil dünner« und trocknere Luft diathermaner ist, so muß hoch-
gelegener Boden viel rascher sich erwärmen und durch Ausstrahlung in den
kalten Weltraum auch viel rascher erkalten als tiefgelegener. Die Höhen-
luft muß überall kälter sein, weil sie besonders wenig Wärme von den
Sonnenstrahlen aufnimmt, hauptsächlich aber weil nur so wenig erwär-
mende Bodenmasfe in sie hineinragt. Auch ihre durch Zuleitung wärmerer
Luft aus tieferen Luftschichten verursachte Erwärmung kann stets nur eine
mäßige sein, da aufsteigende Luft sich immer ausdehnt und deshalb er-
kältet, wie sinkende Lust sich immer zusammenzieht und deshalb erwärmt:
Der Föhn (S. 36) ist ein warmer Wind. Die obersten Luftwaffen, in die (ober-
halb 8800 m) kein einziger Berggipfel mehr emporragt, sind andauernd
so furchtbar kalt, daß ihre Temperatur bei den neuerdings veranstalteten
wissenschaftlichen Ballonfahrten nur mit Alkoholthermometern gemessen
werden konnte, weil das Quecksilber in ihnen gefriert (bei —40 °).
Die kühleren Sommer und milden Winter des Seeklimas im
Gegensatz zu denen des Festlandklimas (vgl. die Kurven in der Figur
auf S. 33) werden bedingt:
1. Durch die weit höhere spezifische Wärme des Wassers. Viel
größere Wärmezufuhr ist nötig, um Wasser als um Land 1 0 wärmer zu
machen; bei gleichem Einstrahlungswinkel wird jenes folglich langsamer
oder im gleichen Zeitraum weniger warm, erkaltet aber auch entsprechend
langsamer und weniger.