1911 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Lampe, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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des unermeßlichen Ozeans in ein Feuermeer um. Unauslöschlich wird
mir der Eindruck jener stillen Tropennächte der Südsee bleiben, wenn
aus der duftigen Himmelsbläue das hohe Sternbild des Schiffes und
das gesenkt untergehende Kreuz ihr mildes Licht ausgössen, und wenn
zugleich in der schäumenden Meeresflut die Delphine ihre leuchtenden
Furchen zogen. So sind auch die verborgensten Räume der Schöpfung
mit Leben erfüllt.
Wir wollen hier bei den Geschlechtern der Pflanzen verweilen;
denn auf ihrem Dasein beruht das Dasein der tierischen Schöpfung.
Unablässig sind sie bemüht, den rohen Stoff der Erde organisch anein-
anderzureihen und vorbereitend dnrch lebendige Kraft zu mischen, was
nach tausend Umwandlungen zur regsamen Nervenfaser veredelt wird.
Derselbe Blick, den wir auf die Verbreitung der Pflanzendecke heften,
enthüllt uns die Fülle des tierischen Lebens, das von jener genährt und
erhalten wird.
Ungleich ist der Teppich gewebt, welchen die blütenreiche Flora
über den nackten Erdkörper ausbreitet: dichter, wo die Sonne höher an
dem nie bewölkten Himmel emporsteigt; lockerer gegen die trägen Pole
hin, wo der wiederkehrende Frost bald die entwickelte Knospe tötet,
bald die reifende Frucht erhascht. Doch überall darf der Mensch sich
der nährenden Pflanzen erfreuen. Auf dem nackten Steine, sobald
ihn zuerst die Lust berührt, bildet sich in den nordischen Ländern ein
Gewebe sammetartiger Fasern, welche dem unbewaffneten Auge als farbige
Flecken erscheinen. Mit zunehmendem Alter verdunkelt sich ihre lichte
Farbe. Das fernleuchtende Gelb wird braun, und das bläuliche Grau
der Leprarieu-Flechten verwandelt sich nach und nach in ein staubartiges
Schwarz. Die Grenzen der alternden Decke fließen ineinander, und
auf dem dunkeln Grunde bilden sich neue, zirkelrunde Flechten von
blendender Weiße. So lagert sich schichtenweise ein organisches Gewebe
auf das andere; und wie das sich ansiedelnde Menschengeschlecht bestimmte
Stufen der sittlichen Kultur durchlaufen muß, so ist die allmähliche Ver-
breitung der Pflanzen an bestimmte physische Gesetze gebunden. Wo jetzt
hohe Waldbäume ihre Gipfel lustig erheben, da überzogen einst zarte
Flechten das erdenlose Gestein. Laubmoose, Gräser, krautartige Gewächse
und Sträucher füllen die Kluft der langen, aber ungemessenen Zwischen-
zeit aus. Was im Norden Flechten und Moose, das bewirken in den
Tropen Portulaca, Gomphrenen^ und andere fette, niedrige Uferpflanzen.
1 Blütenkräuter, besonders in Mittel- und Südamerika verbreitet und artenreich.