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1. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 160

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
160 Ii. Erdkundliches Lesebuch. der Fall ist vom Thüringer Wald bis in die Waldgründe der Sudeten. Die Regel, daß die Volkszahl nach den höheren Gebirgsstufen sich mindert, ist durch den Bienenfleiß und die mit Kunstsinn gepaarte, hochgradige Ge- schicklichkeit dieser Gebirgsbewohner mehrfach ins Gegenteil verkehrt worden. So leben die Erzgebirgler auf der fast keine Feldfrucht neben der Kartoffel tragenden Kammhöhe ihres Gebirges in dichteren Scharen, volk- reicheren Dörfern als unten die Bauern auf dem fruchtbaren Löß des ebenen Vorlandes an der Pleiße, Mulde und Elbe. Ihre Vorfahren kamen als Bergleute auf die luftigen Höhen; als dann die Erzschätze allzubald versiegten, blieben die Nachgeboreneu mit leidenschaftlicher Heimatsliebe auf der armen Gneisscholle, suchten und fanden Verdienst durch Schnitzerei, Tischlerei, Spitzenklöppeln und Feinstickerei, so daß sie mit fast chinesischer Anspruchslosigkeit bei Kartosfelkost und Blümchenkaffee ein zahlreiches, auskömmlich lebendes, fangeslustig sröhliches Völkchen wurden. Großartiger freilich offenbart uns zu gnterletzt das Norddeutsche Tief- land den Sieg unserer Nation über eine von Haus aus kargende Natur. Wie hat es der Deutsche verstanden, selbst dem dürftigsten Diluvialsand in steigenden Mengen Nahrungsmittel abzugewinnen, sogar in den Mooren sich ein sauber wohnliches Obdach, ja Wohlstand zu schassen. Eben bei der harten Arbeit, die sich Jahr um Jahr erneuert, wenn hier der Landmann sich und den Seinen das Dasein fristen will, ist der harte Menschenschlag groß geworden, der in Treue und Tüchtigkeit, Ausdauer und Kraft den Kern des Preußischen Staates ausgestalten, mithin die Grundlage unseres Reiches legen half. Die Wegsamkeit der Ebene schon als solcher, die Schiffbarkeit ihrer Ströme, die Zwischenlage zwischen den Gebirgen mit ihren der Niederung versagten Kohlen und Metallen auf der eiuen, den? Meer auf der andern Seite erzeugte eine Entfaltung von Handel und In- dustrie, die im Zeitalter des Dampfer- und Eisenbahnverkehrs eine vor- dem ungeahnte Höhe erklomm. „Arbeit schafft Wohlstand und Macht", das lehrt uns das Emporkommen gerade dieses Nordens unseres Vater- landes aus den früheren ärmlichen Zuständen besonders vernehmlich. Dem Wirtschastsfortfchritt dieses Raumes vor allem, gar nicht bloß der politischen Vorrangstellung Preußens ist es beizumessen, daß das Schwergewicht des neudeutschen Reiches im Nordosten liegt. Bis tief ins Mittelalter konzen- trierte sich das geistige Leben, das Aufblühen größerer Gemeinwesen Haupt- sächlich auf den Südwesten Deutschlands. Nunmehr ist die Pflege von Kunst und Wissenschaft bis in unsere östlichsten Grenzmarken vorgedrungen, und große wie mittlere Städte sind über unser ganzes Tiefland verteilt. Sie ordnen sich namentlich in drei Reihen. Eine verfolgen wir von
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