1911 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Lampe, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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ledigen. Die Niederschlagshöhen erheben sich daher am Nordabfall des
Gebirges im Mittel bis auf 1500 mm und mehr, im Bade Kreuth sowie
am Forst Hause Falleck im Deutschen Reiche nirgends vorkommende Größen
erreichend (2011 mni), während sie auf der Südseite der Kalkalpen gegen
das Jnntal und das Salzachtal und im Innern des Gebirges weit geringer
sind. Die Niederschlagsmengen nehmen aber mit der Erhebung nicht durch-
weg zu, sondern mindern sich wieder von etwa 1700 m Höhe an (Wendel-
stein 1900 min), so daß die Gipfelregionen trockener sind als die Täler
und hier die scheinbar umgekehrte Tatsache entgegentritt wie in den Mittel-
gebirgen, welche nicht über die Zoue der Maximalniederschlagsmenge auf-
ragen.
Die reichlichen Niederschläge am Nordrande der deutschen Kalkalpen
bewirken, daß die Vegetationsgrenzen bei weitem nicht so hoch aufragen
wie in den Zentralalpen. Bereits in Höhen von 1500 in beginnt der Baum-
wuchs spärlich zu werden; bei 1800 m hört er gänzlich auf. Er überdeckt
daher von den einzelnen Zonen des Gebirges nur die nördliche, die der
Flyschberge, vollständig, und es ist nicht bloß eine Folge ihres Gesteins-
charakters, sondern auch durch klimatische Verhältnisse bedingt, wenn die
höheren Partien der Kalkalpen waldlos sind. In größeren Höhen finden
sich nur in geschützten Lagen Lärchen und Zirbeln bis 1800 m, und es
erfüllt den Forstmann mit Bedenken, daß solche hochgelegenen Baumgruppen
sich nicht mehr verjüngen. Die Latsche oder Krummholzkiefer (Pinus
Montana) reicht nur bis auf 200 m; kurz, die Baumgrenze liegt im Mittel
300—400 m tiefer als in den Zentralalpen. Dennoch aber sind die dent-
schen Kalkalpen ein ausgezeichnetes Waldgebiet; denn sie bleiben mit ihrer
auf 1500 m zu schätzenden mittleren Erhebung gerade unter der obexen
Baumgrenze. Nahezu die Hälfte ihrer Fläche trägt dichten Wald, und kaum
ein Viertel derselben gehört der Alpenregion an, in welcher sich allerdings
neben den auf jeder Bergterrasse angesiedelten Alpenwiesen auch große, öde
Fels- und Schuttflächen ausbreiten. Aus dieser Alpenregion erheben sich
nur sehr wenige Gipfelpartien heraus; denn obwohl die Schneegrenze
analog der Baumgrenze in den Kalkalpen viel tiefer liegt als in den Zen-
tralalpen und in ungefähr 2500 m Erhebung zu suchen ist, ragen nur sehr
wenig ausgedehnte Flächen, meist nur Bergspitzen oder scharfgeschnittene
Grate über sie heraus und sind vermöge ihrer geringen Fläche kaum zur
Ansammlung beträchtlicher Schneemassen geeignet. Es fehlen daher den
deutschen Kalkalpen die bleibenden Schneefelder der Gipfel fast gänzlich,
und damit fehlt im allgemeinen die Veranlassung zur Gletscherbildung.
Dagegen sammelt sich in tiefen Schründen des Gebirges häufig Schnee,