1911 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Lampe, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
182 It. Erdkundliches Lesebuch.
Tiefe abfallend und schließlich gegen die über 1000 m tiefe Färber
Rinne in steilerer Böschung abgesetzt. Als eine mäßige Anschwellung
liegt hier die Große Fischerbank mit Tiefen zwischen 60 und 70 m
in der Mitte der Fläche. Nach der britischen Seite hin ist eine über 80 in
tiefe, südlich bis fast auf die Höhe von Newcastle vordringende Mulde ge-
legen, die unsre Fischer den Fladengrund, englischen Cemeterv oder
den Friedhof nennen.
Die Doggerbank, so groß wie Schleswig-Holstein, von gestreckt
ovalem Umriß innerhalb der 40 in - Linie, ist in ihrem breitesten Süd-
westteile nur 15 m tief. Südwärts ihr unmittelbar vorgelagert ist die
Silberkule, eine Furche von 60 bis 70 m Tiefe, wohin sich, wenn im
Herbst das Wasser auf der Bank abkühlt, die Scholle und Seezunge zurück-
zieht und dann mit Grundnetzen in Massen herausgeholt wird.
Überhaupt ist der Boden der südlichen Nordsee merkwürdig durch
sein wechselvolles Relief. Im ganzen sind die Tiefen nirgends größer als
45 m, auf sehr weiten Strecken sogar nicht über 35 m, so daß die meisten
unserer Kirchen, hierher versetzt, mit ihren Turmspitzen aus dem Wasser
herausragen würden und, wie die Erfahrung gezeigt hat, gesunkene See-
schiffe mit den Stangen ihrer Masten über den Wellen bleiben und damit
den Schiffbrüchigen eine letzte Zuflucht gewähren. Stellenweise haben
wir ausgedehnte ganz ebene Flächen, wie das Gebiet „der breiten
Vierzehn", wo auf einem Areal von 3500 qkm die Tiefen zwischen 23
und 24 m liegen. Das merkwürdigste aber sind die namentlich im Süd-
westteile auftretenden, ganz schmalen, aber langgestreckten und stasfel-
förmig angeordneten Bänke. Die Seekarten zeigen sie uns alle fast nach
demselben Muster gebaut: im Norden sind sie nach Nnw., dann nach N.,
im Süden vor der Themsemündung nach No. gerichtet, ebenso an der
flandrischen Küste. Ihre Länge beträgt 15 bis 20 km, ihre Breite meist
nur 2000 m, bei den landnäheren wird sie größer. Denkt man sich die
Nordsee trocken gelegt, so würden sie als lange Hügelkämme von 20 bis
30 m Höhe ziemlich steil aus dem umgebenden flachen Boden hervorragen.
Die südlichsten Bildungen der Art liegen im Kanal von Dover; sie sind
kürzer als die andern, bestehen auch aus Sand, haben aber, wie die Vor-
arbeiten für das bekannte Tunnelprojekt ergaben, einen Kern von an-
stehendem Gestein der Portlandformation.
Die Entstehung dieser eigentümlichen Bänke ist nicht ganz leicht ver-
ständlich. Englische Geologen haben geäußert, daß sie von den Gezeiten-
strömen aufgeschüttet wären. In der Tat ist die Richtung der Gezeiten-
ströme genau die der Kämme. So finden wir auch ganz analog in Fluß-