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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 38

1911 - Breslau : Hirt
38 A. Zur Allgemeinen Erdkunde. aufstieg und sich rasch dem Zeuit näherte. Die Natur war safterfüllt, juuges Laub und Blüten entfalteten sich mit großer Schnelligkeit .... Die Hitze wuchs stündlich und betrug gegeu 2 Uhr 33 bis 34°, während zugleich jede Stimme eines Vogels oder vierfüßigen Tieres schwieg. Die Blätter, so frisch und saftig am Morgen, wurden schlaff und hingen herab, die Blumenkelche schlössen sich. Im Juni und Juli fiel meist ein heftiger Regenschauer während des Nachmittags, der eine willkommene Kühle brachte. Das Heranziehen der Regenwolke geschah immer auf eine Weise, deren Beobachtung sehr interessant war. Zuerst ließ die kühle Seeluft nach, die gegen 19 Uhr morgens zu wehen angefangen und mit dem Höhersteigen der Sonne sich der- stärkt hatte, und endlich hörte sie ganz aus. Alsdann wurde die Hitze und elektrische Spannuug der Luft fast unerträglich. Erschlaffung und Unbehagen benmchtigte sich jedes Wesens, selbst der Waldtiere. Nun zeigten sich weiße Wolken im Osten und ballten sich zu Haufen, deren unterer Teil dunkler und dunkler wurde. Der ganze östliche Horizont ward plötzlich schwarz, und diese Farbe breitete sich nach auf- wärts aus, bis die Sonne verdeckt ward. Darauf ertöute ein mächtiges Windes- brausen durch den Wald und schüttelte die Baumwipfel; ein jäher Blitz zuckte, dann ertönte ein Donnerschlag, und der Regen rauschte in Strömen nieder. Solche Ge- Witter ziehen rasch vorüber und lassen blauschwarze, bewegungslose Wolken bis zur Nachtzeit am Himmel zurück. Die ganze Natur ist erfrischt; nur die Blüten und Blätter liegen haufenweise unter den Bäumen. Am anderen Morgen erhebt sich die Sonne wieder am wolkenleeren Himmel und erfüllt so den Kreislauf des Tages, in welchem sozusagen sich Frühjahr, Sommer und Herbst darstellen. Mehr oder weniger gleichen sich alle Tage des Jahres; ein gewisser Unterschied besteht zwischen der trockenen Zeit und der Regenzeit, aber die trockene Zeit — Juli bis Dezember — ist doch von Regengüssen unterbrochen, und die Regenzeit — Januar bis Juni — hat ihrerseits ihre Sonnentage. Daraus folgt dann auch, daß die periodischen Lebens- erscheinungen der Tiere und Pflanzen für die verschiedenen Arten, ja selbst für die verschiedenen Individuen einer Art, keineswegs an eine bestimmte Jahreszeit ge- bunden sind wie in Europa. Hier hat jeder Wald seiu frühjährliches, sein sommer- liches, herbstliches und winterliches Kleid. Unter dem Äquator ist der Wald das ganze Jahr hindurch sich gleich oder fast gleich; das Sprießen, Blühen, die Fruchtzeit und der Blattfall gehen immerfort, bald für diese, bald für jene Pflanzenart. Jeder Tag hat seinen Anteil an Lenz, an Sommer und Herbst. Da Tag und Nacht gleich lang sind, so gleicht sich jede Störung vor dem nächsten Morgen aus; die Sonne durch- läuft stets die Mitte des Himmels, und die Temperatur der einzelnen Tageszeiten bleibt sich jahraus, jahrein gleich. Wie großartig ist dieses vollkommene Gleichgewicht der Natur in ihrem einfachen Kreislaufe unter dem Äquator!"
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