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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 55

1911 - Breslau : Hirt
6. Das norddeutsche Tiefland. 55 Die Felsengrundlage. Das norddeutsche Tiefland ist mit dem Schutt der Eiszeit bestreut, den man geologisch jung nennen kann, und aus den Alpen und Mittelgebirgen führen seit Jahrtausenden die Flüsse Sand und Schlamm heraus, den sie im Tiefland ablagern. Aber darum ist dieses Land doch kein junges Erzeugnis der dahinterliegenden Gebirge. Man kann nicht sagen wie von Ägypten: es ist ein Geschenk seines Stromes. Das angeschwemmte Land ist an der Ostsee, wo es überhaupt vorkommt, ein schmaler Streifen und breitet sich nur im Weichsel- und Memeldelta aus. An der Nordsee wird es größer und nimmt am meisten Raum im Rheindelta ein. Unter seiner ein- förmigen Schuttdecke verbirgt das norddeutsche Tiefland einen gebirgshast unregel- mäßigen Bau voll Spuren und Resten von Falten, Spalten und Verwerfungen. Man kann hoffen, daß eines Tags die Gebirge dieser Zone vor unserm geistigen Auge wiedererstehn werden, wie die uralten Alpen des Mittelgebirgs wieder ausgebaut worden sind. Man ahnt schon jetzt Gesetzmäßigkeiten dieser begrabenen Gebirgs- bildnng, wenn man Reste anstehender Kreidefelsen in Mecklenburg zwischen Süd- osten und Nordwesten ziehen sieht, oder wenn in dieser oder einer rechtwinklig darauf- stehenden Richtung Täler und Seebecken fast parallel aufeinander folgen oder sich nebeneinander wiederholen. Wie mächtig auch der Gesteinsschutt an manchen Stellen anschwillt, die großen Formen des norddeutschen Tieflands gehören diesem alten Untergrund an. Sehr vereinzelt, aber an nicht wenigen Stellen tritt er selsen- Haft zutage. Helgoland und Rügen (Kreide von Stubbenkammer 133 Meter) find die klassischen Beispiele. Gipsberge der permischen Formation zeigen bei Segeberg in Holstein, Lübtheen im Mecklenburgischen, Sperenberg bei Berlin, Hohensalza in Posen darunterliegende Salzstöcke von einer Mächtigkeit an, die zum Teil gewaltig ist. Wo nicht Gipsberge hervortreten, zeugen Höhlen und Erdfälle für das Dasein des leichtlöslichen, bald ausgewaschenen Gesteins in der Tiefe. In Muschelkalk- Hügeln bei Kalbe an der Milde und Rüdersdorf bei Berlin sind wichtige Steinbrüche aufgeschlossen. An den Küsten und auf den Küsteninseln von Mecklenburg und Pom- mern, bei Fritzow, Kammin, Soldin, Bartin tritt Jurakalk hervor, bei Dobbertin blauer Liaston in einem 80 Meter hohen Rücken. Besonders verbreitet sind aber Kreidegesteine, die von der Gegend von Itzehoe, wo sie eine Geestinsel bilden, über Heiligenhafen, Schmölln, Usedom (Lübbiner Berg 54 Meter), Wollin bis Kalwe bei Marienburg ziehen. Noch viel weiter verbreitet sind Ablagerungen eines Meeres der mittleren Tertiärzeit, das sich allmählich nach Nordwesten zurückzog, nachdem es an seichten Gestaden und in den Deltas der aus dem Gebirge herabsteigenden Flüsse organische Massen begraben hatte, aus denen dann mächtige Braunkohlen- flöze entstanden. Die Schuttdecke. Der Boden Norddeutschlands trägt die Spuren einer großen Bedeckung mit festem und flüssigem Wasser. Reste gewaltiger Stromtäler und Seen und vor allem einer von West bis Ost reichenden Eisbedeckung geben ihm seine größten und wirksamsten Formen. So allgemein verbreitet diese Reste sind, so ungleichmäßig, ja verworren ist ihre Lagerung. Die Trümmer, die das Wasser in diesen verschiedenen Formen hinterließ, sind ausgelaugt, großenteils der Fruchtbarkeit beraubt und höchst ungleich verteilt. Es fehlen die erzreichen Gesteine der deutschen Mittelgebirge, die großen Kohlenlager älterer Formationen. Tertiäre Braunkohlen treten in den Landrücken auf. Solquellen verraten da und dort den Reichtum an Salz in der Tiefe. Vereinzelte Lager von Raseneisenstein, Gips, Kreide werden sorgsam aus- gebeutet. Der Ackerbau beklagt die Kalkarmut des Bodens, besonders des Sandes.
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