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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 56

1911 - Breslau : Hirt
56 B. Zur Länderkunde. Fruchtbar sind die Marschländer an der Nordsee und im Weichseldelta, günstig ist die starke Vertretung des Geschiebelehms auf der Seenplatte, des Bodens der herrlichen Buchenwälder und schweren Weizenähren Mecklenburgs. Am ungünstigsten sind die Höhensande des südlichen Landrückens und der alten Talnngen sowie die Moore. Diesen unfruchtbaren Strecken gewann nur die ausdauerndste und genügsamste Arbeit Kulturboden ab. Wo Schutt der Eiszeit den Boden bedeckt, haben sich besonders zwei Boden- formen gebildet, die zugleich zwei Landschaftstypen sind. Wir haben flachgewölbte, gleichmäßige Hochflächen bei Teltow und Barnim, zwischen Posen und Gnesen, zwischen Königsberg und Eydtknhnen: leichtwelliger Boden, von den schmalen Rinnen des Schmelzwassers der Eiszeit zerschnitten, die bald träge Bäche, bald Torfmoore enthalten, bald auch von Flugsand verschüttet sind, den aus den slachen Höhen das Wasser aus dem Ton und Mergel herausgewaschen hat. Tone und Mergelsande sind als die feinsten Erzeugnisse der Schlämmung des Gletscherschutts in Vertiefungen abgesetzt, wo einst Eisseen gestanden haben mögen; der fruchtbare, bis zu drei Meter mächtige Decktou gehört zu ihnen. Runde Vertiefungen, Sölle oder Pfuhle, Wasser- oder torfgefüllt, sind oft sehr zahlreich, wahrscheinlich bezeichnen sie die Stellen lang- samen Abschmelzens verschütteter Eisblöcke, über denen der Schutt trichterförmig einsank. Eine andre Landschaft ist die der Grundmoräne, die an: deutlichsten auf dem baltischen Höhenrücken ausgebildet ist: verhältnismäßig starke Höhenunterschiede auf geringe Entfernungen, zahllose, ganz unregelmäßig angeordnete Kuppen, Wellen, Hügel, zwischen ihnen entsprechend zahlreiche und willkürlich zerstreute Seen, Tümpel, Sümpfe, Moore, die häufig keinen oberirdischen Abfluß haben. Auch hier hat die Auswaschung manches verändert, und ein Anfang der Sichtung der Felsblöcke, Tone und Sande ist manchmal sichtbar; aber der Grundzug bleibt die Verworrenheit des Gletscherbodens. Die einst größern Wassermassen haben auch weitere Täler gegraben, in denen sich heute Bächlein so verlieren, daß ein nord- deutscher Geologe sie der Maus im Käsig des Löwen vergleicht, und mächtige Seen sind zu Torfmooren geworden. Vor allem gehören aber in diese Landschaft die er- ratischen Blöcke, zum Teil mächtige Felsen, die aus mancher purpurbraunen Heide wie gewachsene Klippen hervortauchen. Ju das Grau ihrer Verwitterungskrusten sind duuklere Fleckeu und Ringe gezeichnet, Flechten und Moose von nordischer Ver- wandtschast, die wahrscheinlich zu derselben Zeit einwanderten, wo das Eis jenen Block südwestwärts trug. In der Altmark gibt es Striche, wo große und kleine Geschiebe fast pflasterartig dicht nebeneinander den Boden bedecken. In dem ganzen steinarmen Tiefland haben sie als Bausteine für Kirchen, Burgen und Dorfmauern eine große Bedeutung gewonnen, und das holprige Pflaster so mancher nord- und mitteldeut- scheu Stadt erzählt von der unverwüstlichen Härte der nordischen Granitgeschiebe. Die Landhöhen. Durchwandern wir das Tiefland vom Meer zum Gebirge, so steigen wir aus dem dunkeln Waldhügellnnd Preußens, Pommerns, Mecklenburgs an langgestreckten Seen hin in ein sandiges, sumpfiges, mooriges, stellenweis auch mit Felsen bestreutes, aber mit gewaltigem Fleiß entwässertes, kanalisiertes und angebautes Flachland hinab und erheben uns wieder nach Süden zu auf schiefen, sandigen Ebenen oder in Waldtälern zu einem neuen waldreichen Hügelland. Das sind die Land- rücken des ^norddeutschen Tieflandes und die breite Senke zwischen ihnen. Die Eisenbahnen, die die Flächen und die Eiuseukungen aufsucheu, zeigen uns freilich nicht viel davon. Es durchziehen ja im norddeutschen Tieflande die ältesten und
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