1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lerche, Otto
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
10. Die Fjorde, Strandebenen und Inseln Norwegens.
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Teil der Täler unter das Meeresniveau zu versenken, aus dem Zusammenwirken
verschiedener Kräfte entstanden und treten überall in großer Zahl, gewissermaßen
gesellig auf.
Ein anderes Merkmal von den Wirkungen des Eises und der brandenden See
sind die Strandlinien, die an den Steilküsten der Fjorde und der offenen See sich
bis über 100 in in das Gestein eingegraben finden. So fand der bekannte norwe-
gifche Meteorologe Mohn am Warangerfjord sieben Terrassen oder Strandlinien
übereinander bis zu 91 m über Meer, bei Tromsö ebensoviel bis 94 in Höhe, bei Dront-
heim viel mehr als sieben bis zu einer Höhe von 176 in und bei Bergen sechs Linien
bis 87 in hoch. Über die Entstehung dieser Linien, die offenbar eingegraben sind, als
der Wasserspiegel vorzeiten einmal längere Zeit in den angegebenen Höhen stand,
haben sich die Meinungen in dem letzten Jahrzehnt geändert. Früher lehrte man,
eine auf ein Küstenland aufgesetzte mächtige Eiskappe übe eine gewaltige Wirkung,
indem sie das Wasser heraufziehe. Auf das Abschmelzen der Eiskappe müsse dann ein
Zurückweichen des Meeres folgen, und so seien dann in den entsprechenden Höhen
des verschiedenen Meeresniveaus die Strandlinien entstanden. Allein dem ist ent-
gegengehalten, daß diese Linien ganz unregelmäßig verlaufen, wie sie bei gleichmäßiger
Anziehung des Wasserspiegels nicht entstehen können, und daß die Mächtigkeit der
Eiskappe zu mindestens 10 000 m angenommen werden müsse, um eine Hebung des
Seespiegels um 200 in zu erzielen. Eine solche Annahme sei aber unter allen Um-
ständen unstatthaft. Es bliebe nur übrig, statt der Schwankungen des Meeresniveaus
Schwankungen oder Bewegungen der festen Erdrinde anzunehmen. Später hat sich
aus genaueren Untersuchungen ergeben, daß die Strandlinien nach dem Inneren der
Fjorde zu höher werden, und daß die Linien in nahe beieinander liegenden Fjor-
den in ganz verschiedener Höhe sich zeigen. Danach finden diese Linien wohl am ein-
sachsten ihre Erklärung, wenn man sie für Wirkungen von Eisseen erklärt, die gegen
das Ende einer Eiszeit ihren Wasserspiegel je nach dem weiteren Rückgange des Eises
stufenweise senkten. Dadurch verlieren allerdings diese Linien ihre ihnen sonst zuge-
sprocheue Bedeutung für allgemeine physikalische Fragen und behalten nur lokales
Interesse.
An ihre Stelle ist in der neuesten Zeit die Bedeutung der früher noch nicht ge-
würdigten Strandebenen getreten. Dieselben bestehen aus festem Felsgrunde und
sind durch die Brandung des Meeres geschaffen. Diese Strandebenen, wenig über
dem Meeresspiegel gelegen, wo der Boden nicht gehoben ist, sind über die ganze
Küstenregion bis nach Tromsö verbreitet und haben volkswirtschaftlich darin ihre
hohe Bedeutung, daß ein großer Teil der Bevölkerung auf ihnen lebt. Fast alle
Häfen der Westküste, wie Stavanger, Bergen, Aalesund und Kristianfund liegen
auf solchen Strandebenen, nur Molde und Drontheim nicht, von denen jenes auf
einer nach Süden abfallenden Berglehne, dieses auf Schwemmland steht. Nördlich
vom Droutheimer Fjord und im Losotgebiet liegen alle Küstenplätze so; Lofot wäre
ohne solche Strandebenen gar nicht bewohnbar. Aber auch der dichte Schwärm der
Schären, in dessen Schutze der ganze Verkehr stattfindet, ist daraus geschaffen.
Größere, einige hundert Quadratkilometer umfassende Küstenebenen gibt es nur
in Jäderen (d. h. Küstenebene) südlich von Stavanger und in Orland (d. h. Jnsel-
land) an der Nordseite des Drontheimer Fjords. Flachere Ufer oder sanft ansteigen-
des Gelände findet man fast nur in der Umgebung des Kristianiafjords. Dagegen
fällt von Lindesnäs an die nach Norden verlaufende Küste bereits bergig ins Meer,
wird im Stifte Bergen schroff und steigt bereits über 1000 in empor. Wasserfälle