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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 91

1911 - Breslau : Hirt
11. Italien, eine länderkundliche Skizze. 91 ist es heute auch einer der wichtigsten Sitze des festländischen Handels von Europa. Und nicht, wie Spanien, nur zu einem Lande, nein, zu deren einer ganzen Reihe, zu Frankreich, der Schweiz, dem Deutscheu Reiche, Osterreich und Ungarn, unterhält Italien unmittelbare Beziehungen zu Lande. Vielseitigkeit der Beziehungen zur See wie zu Lande ist demnach der hervorstechendste Charakterzug Italiens. Und wenn die Handelssprache fast aller Völker Europas noch heute die Spuren der beherrschenden Stellung erkennen läßt, welche Italien bis ins sechzehnte Jahrhundert im Welthandel hatte, so sind die Bedingungen, daß dies Land in Znknnst wieder ein- mal diese Stellung zurückerobert, zwar nicht mehr gleich günstig, aber immerhin keine durchaus ungünstigen. Entwickelungsgeschichte. Der Satz, daß man einen Gegenstand erst völlig kennt, wenn man weiß, wie er entstanden ist, sindet vor allem in der wissenschaftlichen Geographie Anwendung. Wenn wir daher, nachdem wir uns in großen Zügen mit dem zu betrachtenden Lande vertraut gemacht haben, in die Geschichte desselben einzudringen suchen, so möchte ich zunächst die Tatsache feststellen, daß Italien, wie es politisch ein Neubau ist, auch erdgeschichtlich ein sehr junges Land, in seiner Gesamtheit wohl das jüngste Europas ist. Man kann gewissermaßen sein Alter noch aus seinen Zügen herausleseu. Wohl nirgends vollziehen sich die Veränderungen des wagerechten Umrisses und des seukrechteu Aufrisses so rasch wie hier. Nirgends kann man wie hier sozusagen mit Augen sehen und mit Händen greifen, wie an der einen Stelle ein Berg aufgetürmt, an einer anderen eiu Gebirge abgetragen und eingeebnet wird. In Italien sind in der Tat, um uns einer Wendung unseres unvergeßlichen Meisters Oskar Peschel zu bedienen, unsere besten Karten Bilder von vergänglicher Wahrheit. Von jeher hat daher Italien die besondere Aufmerksamkeit der Geologen wachgernsen, von denen wohl jeder einmal den Drang gesuhlt hat, in diesem Lande sein Wissen zu bereichern. Nur geringe Trümmer eines älteren Stückes der aufgetauchten festen Erdkruste siud iu den Neubau Italien verarbeitet, und die Inschriften dieser alten Werkstücke sind so verwischt, daß wir nur mühsam zu entziffern vermögen, wie der alte Bau ausgesehen haben mag, dessen Reststücke sie sind. Derselbe dehnte sich von Korsika- Sardinien, vielleicht vom äußersten Südwestende unserer heutigen Alpen bis nach Kalabrien und Sizilien, nach Osten bis aufs Festland des heutigen Toskana aus. Längst bis auf jene stehengebliebenen Trümmer in den tiefen Einbruchskessel des Tyrrhenischen Meeres versenkt, bezeichnen wir dieses demnach etwas westlicher ge- legene Ur-Jtalien mit dem Namen Tyrrhenis. Nur im Bereich der alten Tyrrhenis kommen in Italien, von den Alpen abgesehen, überhaupt alte Gesteine vor, Gneise, kristallinische Schiefer, alte Granite, in noch geringerer Ausdehnung ihnen mantel- förmig angelagert auch paläozoische Schichtgesteine. Ans sie fast alleiü ist, wenn wir von der Schwefelgewinnung Siziliens absehen, in Italien Bergbau beschränkt. Mit dem fast völligen Fehlen der Steinkohlensormation hängt der völlige Mangel an Steinkohlen zusammen, welcher die neuzeitlich großgewerbliche Entwicklung Italiens so außerordentlich erschwert. Gegen Ende des mesozoischen Zeitalters begann der Niederbruch und die Zertrümmerung der alten Tyrrhenis und entstand in einer langen wechselvollen Bauperiode, wo zeitweilig der Bau unterbrochen, ja wieder nieder- gerissen wurde, der Neubau Italien, der, seiner Gesamtanlage nach erst mit dem Ende der Tertiärzeit vollendet, noch in der Quartärzeit wesentliche Zu- und Umbauten
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