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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 94

1911 - Breslau : Hirt
94 B. Zur Länderkunde. sich die Malaria in solchen Tongebieten ganz besonders entwickeln kann, liegt klar zutage. Auch den Verkehrswegen bieten sie besondere Schwierigkeiten, besonders den Eisen- bahnbauten. Diese sind in denselben stets überaus kostspielig, da sie unablässig Aus- besserungen, Verlegungen n. dgl. erfordern und dennoch der Verkehr oft unterbrochen ist. In der winterlichen Regenzeit fließen die Dämme auseinander, die Einschnitte zusammen, an den Hängen kommen die Linien ins Gleiten. Nachdem man, namentlich in Sizilien, wo nicht weniger als 40% der Oberfläche aus diesen gleitenden und nur 30% aus mäßig sesteu Bodenarten bestehen, die schlimmsten Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht hat, hat heute bei Feststellung der Linien in solchen Gebieten der Geologe das entscheidende Wort zu sagen, man umgeht dieselben soviel wie möglich. In solchen Gegenden kostet nicht selten ein Kilometer 500—600 000 Lire und bei Tunnelbauten, oft die letzte Zuflucht, der laufende Meter 4—5000 Lire! Auch die weitverbreiteten Tongesteine, namentlich da sie häusig auch noch salzig und unfrucht- bar sind, gehören so zu den Landplagen des Gartens der Hesperiden. Bodenplastik. Das so jugendliche Faltengebirge der Apenninen beherrscht die Oberflüchengestdt in solchem Maße, daß man oftmals geradezu von der Apeuuinen-Halbinsel spricht. In der Tat ist Italien überwiegend Apenninenland. Doch sind die Höhen, da eben nur der äußere geschichtete Mantel des Faltengebirges erhalten ist, überall nur mäßige. Die höchste Erhebung, der Gran Sasso d'jtalia, erreicht noch nicht voll 3000 in und steht somit dem Kegel des Etna mit 3312 in noch beträchtlich nach, aber zahlreiche Gipfel, selbst bis nach Sizilien, erreichen oder übersteigen 2000 m. Die Paßhöhe ist überall gering, sie beträgt im Mittel der 17 von Fahrstraßen benützten Pässe nur 900 in. Die Eisenbahnen durchfahren die Kämme meist in noch geringerer Höhe in Tunnels. Es bieten so die Apenninen, besonders wenn man auch ihre geriuge Breite und die südliche Lage in Betracht zieht, dem Verkehr nur geriuge Schwierig- keiten. Als Klima- und Wetterscheide wird man ihre Bedeutung aber nicht leicht überschätzen. Der Charakter des Berg- und Hügellandes wird daher in Italien über- wiegen, nur 38,5% der Oberfläche ist als Ebene anzusehen. Die kennzeichnenden Züge des Faltenlandes sind im Apenninenlande vielfach verwischt und überhaupt nur in der Nordhälfte schärfer ausgeprägt. Parallelismus der Ketten kennzeichnet nur den Nord- und zum großen Teil noch den Mittel-Apennin. Dabei ist die Länge der einzelnen, meist den Faltenzügen genau entsprechenden Ketten stets eine geringe, immer nimmt eine innere, südostwärts streichende an Höhe ab und verschwindet schließlich uuter dem tyrrhenischen Senkungsfelde, das bei Florenz am tiefsten in das Gebirge eingreift. Die Wasserscheide springt nach Osten auf die uächste Parallelkette über, die dann dasselbe Schicksal erleidet. Die Gewässer folgen den Faltentälern und brechen so schließlich, sich zu größeren Rinnen vereinigend, zu dem breiten Vorlande durch, das sich hier in dem Senkungsfelde noch über den Meeresspiegel erhebt, um das tyrrhenische Tiefbecken zu erreichen. Alle Flüsse habeu daher hier den gleichen Bau. Nur dieser kulissenartige Bau der Apenninen bewirkt das südöst- liche Streichen des Gebirges zwischen Genua und Ancona. Ganz anderen Bau besitzt der neapolitauische Apennin. Hier fehlen parallele Ketten fast ganz; wir haben ein unregelmäßiges Berg- und Hügelland vou geringer Höhe vor uns, in welchem die Wasserscheide sich bald mehr dem Adriatischen, bald mehr dem Tyrrhenischen Meere nähert und über vielen Hochflächen (von Ariano, Eampo- basso usw.), welche nur das rinnende Wasser gegliedert hat, nur mächtige Jura- oder
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