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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 132

1911 - Breslau : Hirt
132 B. Zur Länderkunde, („Lebwohl, Herr, und kehre heil zurück"), klaug es aus dem Loch zurück. „Inschallah" („So Gott will"), bestätigte ich meinerseits, und fort ging es in die kalte Nacht hinein. Solange wir uns aus slachem Terrain bewegten, hatten wir nur die herum- liegenden Trümmer zu meiden. Bald aber kamen wir an einen tief eingeschnittenen Kessel am Fuß des Berges, an dessen schroffer Innenwand wir mit größter Vorsicht entlangklommen, bis wir die Trümmerhalde im Grund des Kessels betraten, die uns laugsam über ein Chaos von Blöcken bergan führte. Es war eine verzweifelte Kletterei in dunkler Nacht. Mehrmals kamen wir zu Fall und rissen uns die Glieder wund, aber das Marienglaslaternchen nahm keinen Schaden, wenn es auch jedesmal verlöschte und durch das Wiederanstecken im Nachtwind unsere Geduld anf eine harte Probe stellte. Purtscheller, welcher die Führuug hatte, hielt sich meines Er- achtens zu weit rechts, nach Norden, ich drang auf mehr westliche Richtung, weiter bergauf zur Mitte des Kibo; als aber der Morgen des 3. Oktober dämmerte, öffnete sich plötzlich in schwindelnder Tiese zu unseren Füßen das Tal, dessen südlicher Be- grenzuugswall unser Ziel gewesen war. Es blieb nichts anderes übrig, als an den schroffen Wänden hinabzukletteru in die schuttbedeckte Mulde und jenseits an den Felsklippen wieder emporzusteigen. Das unerwartete Hindernis kostete uns fast eine Stunde der besten Tageszeit. Nach kurzer Rast traversierten wir die steilen Schutthalden des Tales, ließen dabei die letzten Spuren von Blütenvegetation in etwa 4700 m Höhe hinter uns, passierten um |7 Uhr einen massigen Lavaquerriegel in der Talmitte und trafen an der erstrebten südlichen Talwand gegen 7 Uhr auf die ersten Schneeflecken unter dem Schutz der Felsen in 5000 m Höhe. An der nördlichen Talwand ziehen sich im Leeschutz des Antipassates gesellige Schneefelder von hier ab bis zu der von oben drohend ins Tal herabhängenden Eiszunge (5360 m) hinauf. Dort fließt das Schmelz- wasser in zwei kleinen Bächen ab, die schnell im Geröll verrinnen. Der Blick über die von mächtigen Blöcken übersäeten Schuttkegel zur Eiswand hinauf und hinab ins Tal, das weit unten nach Süden abbiegt, und an den jäh sich hebenden Talwänden entlang, an denen die Erosion wunderliche Lavawindungen und Höhlenformen hat zutage treten lassen und stellenweise Schrammen und Glätten auf Gletscherschliff hindeuten, während von Zeit zu Zeit das Rauschen des Windes und das Prasseln von rutschendem Schutt die nimmer ruhende Tätigkeit der Naturkräfte verrät, ist von ganz eigenartigem Reiz. 7 Uhr 20 Minuten standen wir endlich auf dem Rücken der Bergrippe, die wir uns gestern als geeignete Aufstiegroute ausersehen hatten, und begannen nun keuchend über festen Fels und losen Schutt hinweg der steilen Erhebung des Kammes zum Eis hinan zu folgen. Alle 10 Minuten mußten wir jedoch ein paar -Augenblicke stehen- bleiben, um den Lungen und dem Herzschlag eine kurze Beruhigung zu gönnen, denn wir befanden uns längst über Montblanc-Höhe, und die zunehmende Luft- dünne machte sich allmählich fühlbar. 8 Uhr 15 Minuten hatten wir über Schotter und Blöcke hinweg eine Höhe von 5200 in erreicht und ruhten sitzend eine halbe Stunde lang. Ein Schluck des mit Zitronensäure versetzten Schneewassers netzte den in der überaus trockenen Luft schmerzhaft gewordenen Gaumeu; Appetit hatte ich uicht im mindesten. Den Blick zurückwendend, erkannten wir, daß wir die Höhe des im vollen Sonnenlicht rotbraun herüberleuchtenden Mawensi bereits überstiegen hatten. Wie Maulwurfshaufen lagen die zentralen Hügel des Sattelplateaus unter uns in der Tiefe, zu welcher von Süden her langsam Nebel wallten. Uber der Zone des Urwaldes drängte sich eine dichte, silbergraue Wolkenmasse, während weit draußen
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