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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 146

1911 - Breslau : Hirt
146 B. Zur Länderkunde, Die Kraft der Wassermassen, die nach starkem Regen im Oberlauf der Riviere gewaltiger mechanischer Leistungen fähig sind, im Lauf der Jahrzehnte bis 16 m tiefe Strudellöcher in den harten Fels bohren, erlahmt in kleinen Riviereu schnell. Als kotig-schlammige Masse wälzt sich die Flut heran und versiegt lange, ehe sie das Meer erreicht. Größere Riviere, wie der Omaruru, ergießen ihr Wasser wohl all- jährlich ins Meer; der Swakop schaltet mehrjährige Pausen ein, ehe er als stattlicher Fluß zur Küste kommt. Vom Kuiseb wird dieses Ereignis aus den Jahren 1837, 1848, 1849, 1852, 1864, 1880, 1885 und 1893 berichtet. Die starke Austrocknung macht es dem Rivierboden oft unmöglich, den plötzlich hereinbrechenden Reichtum auszunutzen und sich genügend schnell vollzusaugeu: nicht einmal einen Meter tief hatte sich der Sand im unteren Swakop an den Stellen durchfeuchtet, über die das Wasser 69 Stunden geflossen war. Mit überwältigender Vehemenz stürzt es zuweilen in seine Bahn. Der abkommende Swakop der Regen- periode 1896/97 zertrümmerte 12 km vor der Mündung einen vollbeladenen Ochsen- wagen. In einem Nebenrivier des Huab im Kaokofeld fanden bei Franzfontein am 18. Februar 1898 42 Pferde und 4 Mann den Tod. Daß Wasserläufe solcher Gewalt im Oberlauf, wo sie iu enges Bett sich zwängen, tiefe Rinnen in die Landschaft graben, würde kaum gesagt zu werden brauchen, wenn nicht der Anblick jahrelang trocken- liegender Riviere den Gedanken an heute noch wirkende Erosionsarbeit unwillkürlich zurückdrängte. Für die Reliefbildung bedeutungslos, aber wirtschaftlich ungleich wertvoller als die oberirdische Rivierflut ist das Wasser, das in der Tiefe des Bettes unter Sand und Kies verborgen zum Meere sickert und in wechselnder Tiefe zu graben ist, wo es nicht, vor einem Felsriegel gestaut, freiwillig zutage tritt. . Direkter und zwingender als das Relief des Landes normiert 2. das Klima die Bedingungen südwestafrikanischen Lebens. Niemand ist im Zweifel darüber, daß in Südwestafrika die^Grnndbedingungen alles pflanzlichen und tierischen Lebens und damit auch alle Fragen der Siedelung und der wirtschaftlichen Erschließung des Landes peinlicher als in irgendeiner anderen deutschen Kolonie in erster Linie von den wechselvollen Zuständen der Atmosphäre abhängen. Denn sie entscheiden nirgends wieder in so großer Ausdehnung nicht bloß über Wohl und Wehe, sondern ohne weiteres über Sein oder Nichtsein des Menschen in diesen Trocken- ländern. Um so beklagenswerter ist es, daß ein gründliches Studium dieser Ver- Hältnisse bis heute iu Südwestafrika hintangehalten worden ist. So nützliche Resul- täte wir auch schon den Wetterauszeichnungen wissenschaftlich interessierter Laien verdanken, so bedarf das Land doch eines weit ausgedehnteren und systematischer geregelten Wetterdienstes. Wie in anderen Kolonien das Mikroskop im scheinbar so abseits liegenden Studium der Urtierparasiten in Mücken, Fliegen und Zecken über die Hauptfeiude tropisch-afrikanischer Kolonisierung, über Malaria, Schlafkrankheit und Viehseuchen uns segensreich aufgeklärt hat, so wird mau hoffentlich bald einsehen, was Barograph, Aneroid und Thermometer in sachkundiger Hand dem Lande leisten können. Nicht daß wir wie dort den Gang der Natur selbst lenken wollten, — es wäre schon reicher Gewinn, wenn wir hier lernten, uns überlegt in die Natur zu schicken: wenn wir, statt auf blindes Probieren angewiesen zu sein, aus lückenlosen Tempe- ratnr- und Regenbeobachtungsreihen die Aussichten für den Anbau bestimmter Kultur- pflanzen klar herauslesen könnten, oder könnten wir uns über den mutmaßlichen Ablauf der Regenzeit eines Jahres mit Hilfe von Barometerbeobachtungen aus den vorhergehenden Monaten ein angenähertes Urteil im voraus bilden, oder ließe sich
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