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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 155

1911 - Breslau : Hirt
18. Das Leben einer Buschmannfamilie. 155 Vley hier ist durch Regen frisch gefüllt, das Wasser süß und rein. Oft genug steht aber auch der Buschmaun vor einer auftrocknenden Schlammpfütze, die von Kaul- qnappen, Wasserkäfern, Fliegen- und Mückenlarven wimmelt. Ein solcher Trunk ist selbst ihm zu ekelig. Aber er weiß sich zu helfen. Er macht sich ein Polster aus gitter- förmig sich kreuzenden Grashalmen, legt dasselbe anss Wasser, drückt es etwas nieder und trinkt das durchquellende, siltrierte Wasser, das nun von Larven und Käfern frei ist. Der Marsch geht nun weiter durch eine Niederung mit Vleybusch. Mehrere Regenwasserpfannen werden passiert; aus jeder wird gewissenhaft, auch ohne Durst, getrunken. Anscheinend liegt ein Aberglaube vor. Vielleicht will man seinen Dank den Geistern ausdrücken, die das so oft entbehrte Naß gespendet haben. Während des Marsches werdeil inzwischen beständig Wurzeln und Früchte gesammelt, bald bückte sich dieser, bald jener nieder. Diese Frucht wird gleich gegessen, jene Knolle im Sack verwahrt. Plötzlich ertönen dumpfe Laute, ähnlich dem Brüllen einer Kuh. Sie scheinen aus der Ferne zu kommen, und doch sind sie nahe. Die Buschmänner geraten in Bewegung. Dichter Busch, wie er die Vleys zu umgeben pflegt, liegt vor ihnen. Im Busch werden die Sachen abgelegt, dann geht's zur Pfanne, von der die Laute herkommen. Dort ragt etwas aus dem Wasser heraus, dort noch mehr, dunkle Körper, die hin und her schwimmen, eine Schar verliebter Ochsenfrösche. Blitzschnell eilen die Männer hinab, und nun entsteht ein wildes Getümmel. Hinab tauchen die Frösche und suchen sich im Schlamm zu verstecken, doch die Buschmänner stürzen hinein in das Wasser, das vielleicht knietief ist, greifen und tasten umher. Da hilft kein Zap- peln und Beißen, der gepackte Frosch muß heraus. Ein Hieb mit dem Spatenstock über den Kopf, und das betäubte Tier fliegt auf den Sand. So geht die Jagd weiter. Ein spaßhafter Anblick, diese nackten, braunen dünnen Kerlchen, wie sie schreiend hemmspringen und hopsen, sich bücken und greifen. Der Eifer erlahmt, die Jagd ist aus. Elf der unschuldigen Tiere liegen da, der Rest hat sich in die Tiese des Schlam- mes gerettet. Betrachten wir die Frösche näher. Die plumpen, dicken, etwa einen halben Fuß langen Tiere sind schmutzig grau auf dem Rücken, der Bauch ist goldgelb, über die Beine läuft ein roter Streif. Während der Trockenzeit liegt der Ochsenfrosch im starren Zustand in Erdhöhlen. Sobald die ersten starken Regen fallen, erwacht er, und dann erscheinen plötzlich Scharen von Fröschen, „wie vom Himmel gefallen". Wie Livingstone erzählt, glauben die Betschuanen in der Tat, sie fielen vom Himmel. Die Tiere treiben sich nun im Dezember und Januar in den Vleys und Pfützen mit lauten: Brüllen — anders kann man kaum sagen — umher. Dann verschwinden sie, und die Vleys bevölkern sich später mit Kaulquappen. Unsre Buschmänner sind nun eifrig beschäftigt, die Ochsenfrösche weidgerecht auszunehmen. Mit dem Finger wird der Darm herausgezerrt, abgerissen und wieder reponiert. Nun setzt der Buschmann den After an den Mund und bläst mit voller Kraft hinein. Die Bauchhöhle füllt sich mit Luft, der Frosch schwillt auf, die Kehl- blase tritt aus dem sperrweit geöffneten Maul heraus. Diese wird gefaßt und nun der ganze Inhalt der Leibeshöhle, Speiseröhre, Magen, Darm, herausgerissen. Dann wird der Frosch auf einen zugespitzten Stock gesteckt, der durch die Haut des Unter- kiefers gestoßen wird, und so hängen sie bald da, einer hinter dem andern, mit auf- gerissenem Mnnd und langgestreckten Beinen, die Vorderbeine — Arme möchte man unwillkürlich sagen — über der Brust gekreuzt. Mit dieser wunderlichen Last aus der Schulter geht's weiter. Der Vleybusch wird verlassen, tiefer, roter Sand mit Mochononobufch beginnt, eine niedrige Berg-
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