1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lerche, Otto
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
21. Chile.
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Walle aufgesetzt sind. Es liegt nahe, das Bild von einer Reihe von Schornsteinen
zu gebrauchen, die ans eiuem Dache stehen; dann muß aber betont werden, daß wir
den sehr verwickelten Bau der mächtigen Zusammenfaltung nicht etwa als eine ein-
fache, in der Mitte geborstene Antiklinale zu betrachten haben. Auch liegen die Vul-
kaue nicht immer genau aus der Wasserscheide, der Sajatna und der Aconcagua springen
etwas nach Osteu vor und liegen aus bolivianischem und argentinischem Gebiete.
Vom Sajama ab bis in die Nähe des Wendekreises übersteigen nicht nur Vulkankegel,
sondern auch der Kamm der Kordilleren vielfach 6000 m, kurz vor dem Wendekreise
erweitert sich das chilenische Gebiet im Osten der Atacamawüste, es umfaßt zwischen
hohen Ketten zwei abflußlose, mit Salzsümpfen und verwittertem Gesteinsmaterial
bedeckte Hochtäler. Die größere östliche, die sogenannte Pnna von Atacama, scheint
die Fortsetzung des westbolivianischen Hochtales zu bilden und wird im Osten be-
grenzt durch die Cordillera real, die Fortsetzung der bolivianischen Ketten im Osten
des Titicacasees und der Wasserscheide zwischen den bolivianischen Hochtälern. Mitten
aus der öden Puua steigt ein Vulkankegel über 6000 in empor, und aus der Haupt-
kette, die mit der Kette von Domeyko das kleinere, westliche Hochtal umschließt, ragt
der Llu Haillaco 6600 in auf.
Im Süden der Puna von Atacama, etwa vom Gipfel des Azufre oder Copiapo
ab, hört die Bildung breiter interandiner Hochländer auf. Die Cordillera real und
die mächtige archäische Zone im Osten Bolivias lösen sich auf in eine Menge nord-
südlicher, zum Teil isoliert aus breiten Gesilden aufragender Bergketten, auf die wir
bei der Besprechung Argentiniens zurückkommen.
An das breiteste Stück Chiles schließt sich südlich von Copiapo das schmälste; der
Kamm der Westkordillere liegt zum Teil nur 100 km von der Küste entfernt. Er
bleibt, abgesehen von einigen Portillos oder Paßeinschnitten, höher als 4000 in und
steigt mehrfach über 5000 empor, zeichnet sich aber keineswegs durch Höhe und Wild-
heit vor den höchsten argentinischen Ketten aus. Im Osteu von Valparaiso zwischen
dem Portillo de Azufre (3650 m) und dem Portillo von Cumbre (3760), über welchen
die Eisenbahn zwischen den Hauptstädten der beiden Nachbarrepubliken geführt wird,
steigt das Hochgebirge zu gewaltigen Höhen an. Der Aconcagua, dessen Höhen-
berechnnngen nahe bei 7000 in liegen, scheint den Ruhm des Fürsteu der Andenkette
zu behaupten. Wir befinden uns 10° im Süden des Wendekreises. Die Portillos/
über welche vor der Errichtung chilenischer Zollschranken viel Rindvieh aus eisen-
beschlagenen Hufen von den Pampas westwärts wanderte, sind während des Winters
bereits vier Monate (vom Juui bis Oktober) durch Schneemassen gesperrt. Etwa
uuter 34° südlicher Breite erhebt sich inmitten zackiger Berggipfel der stattliche Dom
des Maipo mit schneeerfüllten Kraterbecken zu 5400 in, dann folgt eine merkliche Sen-
kung in der Höhe der Kordillere. Der Portillo von Planchon hat nur noch 2700 m
Höhe, und die Paßhöhe, über welche die Eisenbahn zwischen Concepcion und Buenos
Aires das Gebirge übersteigen soll, etwa 2000 in. Kein Berggipfel erreicht mehr
4000 in, doch reicht der Charakter der von Vulkankegeln überragten Kette bis über
den 40. Grad südlicher Breite. Im Hinterlande der Bucht, mit welcher bei der Insel
Chiloe die Fjordküste Chiles beginnt, erreicht der Tronador noch mehr als 3000 in;
der benachbarte Calbuco war noch in den letzten Jahren tätig. Der Ehalten, der
2000 in hoch etwa unter 49° südlicher Breite über Schneegebirge hervorragt, scheint
der südliche Flügelmann der Andenvulkaue zu sein. Wir sind damit in Gebiete ge-
langt, die erst infolge der Grenzstreitigkeiten mit Argentinien durch I)r. Steffen
und andere näher untersucht sind. Das Gebirge war, wie schon die Fjordküste