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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 182

1911 - Breslau : Hirt
182 B. Zur Länderkunde. vermuten läßt, einst vereist. Jetzt mag die Schneegrenze in diesen Regionen bei 600 m liegen. Gletscher reichen mit ihren Zungen bis in Seen hinein, die wenig über dem Meeresspiegel liegen, und tauchen im Süden in die Fjorde. Bis zum Maipo hin macht sich in großen Gebirgsseen und Moränenablagerungen die Eiszeit bemerkbar. Tie Wasserscheide und die Kette der höchsten Erhebungen weichen oft voneinander ab. Es ist vorläufig in den Tälern mit Bambusstreisen an den Bächen und mit Buchen- grnppen, zwischen denen hie und da eine Hirschart in Rudeln weidet, nicht viel zu holeu. Doch streiten die Kommissionen mit Erbitterung. Ein britischer Schieds- sprnch wird hoffentlich der Spannung bald ein Ende machen. Das chilenische Land ist keineswegs die einfache Abdachung der hohen Kordillere gegen die Seeküste. Längs der Meeresküste zieht, von den Gebirgsbächen und weiter im Süden von den Fjordtälern vielfach durchschnitten, eine Küsteukordillere aus kristallinischen Massengesteinen. Schon in Nordamerika und in Peru begegueteu wir dieser Erscheinung. Wir nennen die Küstenkette niedrig, und das ist sie im Ver- gleich mit den Anden. Wir müssen uns aber vor Augen halten, daß sie vielfach unserem deutschen Mittelgebirge an Höhe gleichkommt, ja vereinzelt sogar das Riesengebirge überragt. Zwischen der hohen Kordillere und der Küstenkette erstreckt sich das chile- nische Längstal. Im Norden kommt es zum Ausdruck hinter der Küsteukette von Jqui- que in der Pampa de Tamarngal, in welcher inmitten der Salzsümpfe noch hier und da Buschwälder stehen. Zum Teil sind sie verschüttet und werden in dem holzarmen Gebiet als Brennmaterial ausgesucht, wenn sie nicht versteinert sind. Der Rio Loja markiert durch den nach Norden gerichteten Teil seines Laufes das Tal sehr gut, dann wird für eine längere Strecke die Ausbildung des Längstales weniger deutlich, be- sonders an der schmälsten Stelle Chiles. Santiago liegt in nahezu 600 in Höhe in einem Teile dieses Tales, durch dessen Ackerbaugefilde in eiuem allmählichen Auf und Ab die Eisenbahn nach Süden führt bis zum Puerto Moutt am Binnenmeer hinter Chiloe. Die breiten Hochwasserbetten der Kordillerenbäche nötigen auch da, wo sie, wie im Norden Chiles, oft nicht einmal das Meer erreichen, zu vielen kost- spieligen Brückenbauten. Das verzweigte Binnenwasser längs der Küste des Fest- landes gibt uns des weitern die Richtuug des Längstales, die durch größere und kleinere unters Meer tauchende Quertäler gegliederten Inseln und Schären sind die aus dem Meere ragenden Teile der Küstenkordillere. Ein Land, welches sich 4500 km in die Länge dehnt und vom Meeresspiegel zu Höhen über 6000 in ansteigt, muß eine Fülle der verschiedensten Landschaftsbilder innerhalb seiner Grenzen darbieten. Wir beginnen, ohne Rücksicht auf die politischen Unterabteilungen zu nehmen, mit der Darstellung des Mittellandes, der Umgebung der beiden wichtigsten Städte Val- paraiso und Santiago. In ihnen leben fast 400 000 Menschen und davon zwei Drittel in der Hauptstadt, welche mit dem Hafen Valparaiso durch eine 163 km lange Eisen- bahn verknüpft ist. Valparaiso liegt an einer halbmondförmigen, gegen Südwesten geschützten Bucht und steigt von dem schmalen Strande, auf welchem mit Ausnahme einiger Villen vor wenigen Jahrzehnten die kleine Siedelung beschränkt blieb, amphi- theatralisch an den Berglehnen empor. Wer die Bilder der kahlen Hafenplätze Perus und Nordchiles noch in Erinnerung hat, freut sich über die Kokospalmen, welche der im Sommer ziemlich öden Küstenlandschaft zur Zierde dienen. Einer grünenden Oase gleicht Quillota, zwischen dessen Obstgärten, Weingärten und Feldern uns zuerst die in der Umgebung Santiagos so reichlich vertretenen Pyramidenpappeln entgegentreten. Ihre Reihen begleiten sogar die Eisenbahnstrecken. Über die Küsten- kordillere gelangen wir ins Hochtal von Santiago. Inmitten der wegen der Erd-
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